Content-Management-Produkte im Test

16.05.2002
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Obwohl Content-Management-Systeme quasi die Schaltzentrale zu allen wichtigen Systemen eines Unternehmens sind, haben manche Anbieter Sicherheitsaspekte sträflich vernachlässigt. Unautorisierten Durchgriffen auf Datenbanken, ERP- und Workflow-Systeme setzen nur Documentum, Gauss, Microsoft und Vignette Möglichkeiten zur Einrichtung wirksamer Sperren entgegen. Die geringsten Schutzmechanismen bringt Filenet mit.

Ob ein Content-Management-System in verschiedenen Sprachen verfügbar ist, wird vor allem international agierende Unternehmen interessieren. Documentum bietet diesbezüglich die besten Voraussetzungen. Nicht berücksichtigt hat Forrester diesen Aspekt bei den Produkten von Broadvision, Filenet und Interwoven. Alle anderen Angebote bieten Standards wie Unicode oder UTF-8 zur Anpassung an lokale Sprachen. Um die Content-Management-Systeme zumindest an die Sprache der Nicht-IT-Spezialisten unter den Anwendern anzupassen, ist bei den meisten Produkten einiger Aufwand notwendig. Alternativ können lokale Partner der Anbieter Abhilfe schaffen.

In puncto Marktposition der Anbieter spielt nicht nur ihre geschäftliche Entwicklung in der letzten Zeit eine Rolle. Alle haben in der aktuellen IT-Krise Federn lassen müssen. Wichtig ist auch die Zahl der Installationen (zwischen 300 und 1300), die Größe der Entwicklungsmannschaft, die Präsenz von Serviceniederlassungen und ihr Supportangebot sowie die Zahl der Software- und Integrationspartner. Im Allgemeinen hat Forrester bei diesen für die Zukunftssicherheit eines Produkts wichtigen Faktoren akzeptable Noten vergeben.

Schlecht bewerten die Marktforscher hingegen die Kostenseite von Content-Management-Systemen. Die Preise sind beachtlich. Zwar kann eine Minimalkonfiguration schon für rund 30000 Dollar erhältlich sein. Das durchschnittliche Volumen eines Auftrags liegt aber bei 200000 bis einer halben Million Dollar. Nur Gauss und Microsoft berichten von im Schnitt kleineren Kontrakten. 15 bis 18 Prozent Maintenance-Kosten kommen dabei jährlich noch hinzu.

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