Content Commerce/Kommentar

Content Commerce zum Zweiten

15.06.2001
Helga Biesel Redakteurin CW

Vor wenigen Monaten noch glaubten gar nicht so wenige Medienspezialisten, das Internet trage dazu bei, die Wissensgesellschaft zu etablieren. Jede Information schien online zugänglich, und die Surfer, so vermutete man, seien in der Lage, wertvolle Information von geistiger Ausschussware zu trennen. Weit gefehlt! Überfordert und im Info-Müll gestrandet, gab so mancher Knowledge-Surfer genervt und demotiviert auf. Ob auf der Suche nach Spezial-Know-how, seriösen Nachrichten, wissenschaftlichen Abhandlungen oder auch nur einem Aktienkurs - immer wieder zeigte sich, dass Content aus dem Internet nicht die erhoffte Qualität hatte.

Dieser offenkundig werdende Mangel ließ die Klickraten bröckeln und damit die tönernen Füße auf denen das "Geschäftsmodell Internet" stand. Dass die Werbeeinnahmen einbrachen, der B-to-C-Markt in Verruf kam und letztendlich die Dotcom-Blase platzte, hat auch mit der Vertrauenskrise zu tun, in die schlechter Content den Surfer führte.

Doch haben sich aus diesem Wirbelsturm aus Versuch und Irrtum neben Geld- und Imageverlusten auch geldwerte Erkenntnisse gewinnen lassen: "Die (Wieder-)Entdeckung der Qualität" müsste wohl das neue Kapitel zum Thema "Commerce mit Content" überschrieben werden.

Wie die 6. Interacitive Publishing-Konferenz in Zürich zeigte, übernehmen jetzt diejenigen die Verantwortung für den Content, die etwas davon verstehen. Medienhäuser schließen sich mit starken Branchen zusammen, kleine Redaktionen vor Ort sorgen für qualitativ hochwertigen, lokalisierten Content, Unternehmen verlassen den Marketing-Pfad und bemühen sich seriös zu informieren.

Möglich, dass der Handel mit Content nun doch noch zum Blühen kommt. Content-Management müsste dann zu einem Gutteil auch Qualitäts-Management sein - wir lassen uns überraschen.