Womöglich ab 22. Januar 1991 unter Chapter eleven

Concurrent braucht Zusagen für verlängerte Kredit

11.01.1991

TINTON FALLS/MÜNCHEN (CW) - Die Hausbanken der Concurrent Computer Corp. stehen unter Entscheidungsdruck: Bis zum 22. Januar 1991 müssen sie mit dem Hersteller echtzeitfähiger Parallelprozessor-Systeme eine Einigung über neue Kreditlinien getroffen haben, anderenfalls wird das Unternehmen unter Konkursschutz nach Chapter eleven gestellt.

Concurrent war nach Informationen der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" mit einem Schuldenstand von zirka 177 Millionen Dollar seit September 1990 praktisch zahlungsunfähig. In der vergangenen Woche stellten dann drei Inhaber von Concurrent-Schuldverschreibungen im Gesamtwert von 53 Millionen Dollar den Antrag, das Unternehmen nach einer Frist von 20 Tagen entsprechend dem amerikanischen Konkursrecht vor dem Bankrott und ihre Schulden-Bonds vor dem Verfall zu schützen.

Banken geraten in Zugzwang

Die Banken, mit denen Concurrent in Verhandlungen über neue Kreditzusagen steht, geraten damit unter Zugzwang. Albert Sölter, Leiter Produkt-Marketing bei der Concurrent Computer GmbH in Martinsried bei München, wollte keine Stellung zu der Frage nehmen, ob der Antrag der Bond-Inhaber beim Konkursgericht in Absprache mit der Konzernleitung gestellt wurde, um die Kreditbanken unter Druck zu setzen.

Seit dem vergangenen Sommer konnte eine der Concurrent-Hausbanken, die Bank of New England, ihre Kreditzusagen nicht mehr einlösen, nachdem sie die Auswirkungen der amerikanischen Spar- und Kreditbanken-Krise zu spüren bekommen hatte. Diese Kreditlinien, so Sölter, waren an sich bereits zu knapp kalkuliert gewesen: Vor zwei Jahren, als Concurrent von Perkin-Elmer in den Besitz von Masscomp überging, waren die Kosten des Mutterwechsels über die eigene Bilanz gelaufen. Nach Darstellung Sölters hatten die Verantwortlichen - nicht sehr realitätsnah - angenommen, die daraus resultierenden Verbindlichkeiten bis zum Sommer 1991 abzulösen.

In den neuen Kreditverhandlungen, heißt es nun, sollen die Tilgungslinien bis 1994 gestreckt werden; gleichzeitig sei die Umwandlung der Schuldverschreibungen in neue Aktien geplant. Nach einer Entscheidung der New Yorker Börsenaufsicht bleiben die ausstehenden alten Aktien trotz der Zahlungsprobleme des Unternehmens bis auf weiters im freien Handel.

Beim Hersteller selbst zeigt man sich gedämpft optimistisch. Mit dem Hinweis auf gut gefüllte Auftragsbücher, eine Reihe neuer Softwarepartner und ein überzeugendes Rekapitalisierungskonzept stellt CEO Denis Brown fest: "Wir sind überzeugt, daß Concurrent nach einer erfolgreichen Umschuldung in die Profitzone zurückkehren kann."