Wie ein Phönix aus der Asche?

"Computerunterstützter Unterricht ist nicht tot"

01.04.1977

Sieht man den Scheiterhaufen, auf dem die Götter bisheriger CUU-Enthusiasten zu Asche verbrennen, so sind CUU-Interessenten sicher verleitet sich schaudernd auf die Schulter zu klopfen, weil man diesen Rummel vorsichtigerweise nicht mitgemacht hat: Es bleibt zum Glück alles beim alten. Doch für interessierte Anwender keimt noch eine Hoffnung: Der Ersatz von teuren Minicomputern, teuren Synchronbildschirmen und Datenspeicherung auf Platten durch Konzeptionen, die auf Mikroprozessortechnologie basieren, zeigt CUU in viel zukunftsträchtigerem Licht. Dazu realisieren wir nicht nur einen intelligenten Offline-Arbeitsplatz für 15 000 Mark, bestehend aus Mikroprozessor, Assynchron-Bildschirm ,Floppy-Disk und Modem mit Wähleinrichtung für Soft- und Hardwarekapazitätsnützung eines Großrechners und zum Datenaustausch zwischen Schulen, sondern auch ein Interface mit 24 Assynchron-Anschlüssen für bis zu 24 billige Bildschirme - ein Phönix aus der Asche?

Doch auch die Software trägt zum Erfolg oder Mißerfolg zukünftiger Konzepte bei: Namen wie ELAN oder PASCAL-E erwecken zwar Ehrfurcht bei Assemblerprogrammierern, zumal sie ein Arbeitskreis "Schulsprachen" zu den bestgeeigneten Sprachen für den Informatikunterricht gekürt hat, offensichtlich unter dem Eindruck sprachlicher Konzepte wie Prozeduren mit lokalen und globalen formalen Parametern und rekursiven Sprachmitteln. Doch, wenn auch für theoretische Informatik Rekursion als elegantes Formulierungsmittel gilt, zeigt schon die Untersuchung natürlicher Sprachen, wie unnatürlich Rekursivität ist und mit welcher Selbstverständlichkeit Iteration verwandt wird; die Schwierigkeit, Studenten und Schülern die Idee der Rekursivität nahe zu bringen, sind ein beredtes Zeugnis dafür. Oder sollte es nur an den bisherigen Lerninhalten liegen, die doch rekursives Denken natürlich werden lassen? Der Beweis möge angetreten werden. So aber bleibt nach der Zielsetzung der Informatikunterrichte zu fragen, die doch offensichtlich nicht Rüstzeug für Compilerbauer, sondern EDV-Allgemeinwissen vermitteln sollen. Grundkurse sind dann bestens mit BASIC, APL höchstens noch FORTRAN und PL/M bedient; vielleicht könnten sich dann Spezialkurse mit PASCAL-E- und ELAN-Programmierung auf Softwareebene und mit dem Thema "Schaltkreise - Schaltwerke" befassen und damit auf Studium und EDV-Beruf vorbereiten.

Alle Lösungen jedenfalls läßt der Mikroprozessor offen, der wohl bald außer BASIC, FORTRAN und PL/M auch ELAN und PASCAL-E verstehen wird.

Daß CUU nicht tot ist, wird die Zukunft zeigen.

(Brief des Diplom-Informatikers Claus Simon vom Rechenzentrum der Universität des Saarlandes, Saarbrücken, zum Artikel "Didacta 77: Im Zeichen des Machbaren" und zur Maurer-Kolumne "Neue Konzeptionen für DV im Bildungswesen" in CW Nr. 12 vom 18. 3. 1977)