Was bis 1985 zu erwarten ist:

Computertechnik kommt Anwender entgegen

24.04.1981

CAMBRIDGE, MASSACHUSETTS (CW) - Innerhalb von fünf Jahren dürften die Schaltzeiten der Halbleiterschaltkreise von Rechnerlogik und Speichern auf ein Zehntel des heutigen Wertes sinken, prophezeit F. G. Withington, Vizepräsident der Information Systems Group von Arthur D. Little in seiner Serie über Systeme der Zukunft in der COMPUTERWORLD vom 16. März auf Seite 57. Darüber hinaus würden weitere Fortschritte sehr viel schwieriger zu erzielen sein, obwohl auch noch nach 1985 einige Überraschungen zu erwarten bleiben.

Die Voraussage läßt den Schluß zu, daß die auf den Dollar bezogene verbesserte Rechenleistung im Jahr 1985 etwa das Zehnfache der Leistung heutiger Rechner betragen wird. Anders ausgedrückt: Schaltkreise heutigen Leistungsniveaus werden etwa ein Zehntel ihres gegenwärtigen Preises kosten, während Rechner mit konventioneller Organisation Leistungen von bis zu hundert Millionen Befehlen in der Sekunde (Mips) haben werden. Bei der Bestimmung der Struktur, die künftige Prozesssoren haben werden, läßt sich ein wichtiger Faktor von dem Wunsch ableiten, die Schaltungen in einer möglichst standardisierten Form herzustellen. Zur Zeit ist der Entwurf einer bestimmten integrierten Schaltung sehr kostspielig und wird das (...) bleiben. Andererseits sind die (...)igungskosten einer solchen Schaltung extrem niedrig. Es ist daher wirtschaftlicher, eine Lektion von den Taschenrechnerherstellern zu lernen und lieber bereits vorhandene Schaltungsfunktionen zu vergeuden als eine völlig neue Schaltung zu entwerfen. Zur Zeit befaßt sich die Forschung in starkem Maße mit Zusatzspeichertechnologien, wie magnetischen Domänen- oder Ladungstransportspeichern, holografischen und Laserspeichern, Videoplatten, kryogenischen Speichern etc. Nach und nach führen diese Forschungsarbeiten zur Einführung neuer Arten von Speichersubsystemen. Aber auch bei den herkömmlichen Speichern mit magnetischer Aufzeichnung besteht noch ein großes Potential an Verbesserungsmöglichkeiten.

Die meisten Verbesserungen haben wohl eine Erhöhung der Aufzeichnungsdichte zum Ziel. Eine Verbesserung der Aufzeichnungsdichte um mindestens den Faktor 10 scheint theoretisch noch möglich zu sein. Zweifellos wird eine solche Verbesserung bei Magnetplatten zu viel niedrigeren Kosten, als sie die neueren Technologien möglich machen werden. Allerdings bleiben die Zugriffszeiten bei Magnetplatten ein Problem, selbst wenn sich Festkopfplattenspeicher mit je einem Magnetkopf für jede Spur durchsetzen sollten. Dies dürfte auch der Grund sein, warum man Hierarchien von Zusatzspeichern noch viele Jahre beibehalten wird. Die neuen Technologien werden wohl zuerst am Ende des Spektrums in Erscheinung treten, das durch kurze Zugriffszeiten und niedrige Kapazitäten gekennzeichnet ist.

Die magnetischen Domänenspeider - bekannter unter der Bezeichnung Magnetblasenspeicher - und die Ladungstransporter (CCD) werden bis 1983 eine große Verbreitung erfahren, doch werden die MOS-Speicher ein nicht zu unterschätzender Konkurrent bleiben. Unzweifelhaft wird eine weitere Ausbreitung von neuentwickelten Eingabe-/Ausgabegeräten stattfinden, wobei manche Ankündigungen von sich reden machen werden. Elktromechanische Datenerfassungsgeräte werden - wo immer das möglich ist - durch elektronische Geräte ersetzt. Am umfangreichsten dürfte sich der technologische Wandel bei den nichtmechanischen Druckern auswirken.

Eine der neuesten und interessantesten Eingabe-/Ausgabetechniken dürfte die Spracherkennung sein. Hier tritt aber die etwas problematische Bestimmung der Sprachbedeutung in den Vordergrund, die auch der optischen Zeichenerkennung zu schaffen gemacht hat. Es gibt bereits eine Reihe von Spracheingabegeräten. Sie erkennen gesprochene Phoneme oder auch ganze Wörter und Sätze.

Die Evolution der vom Rechner räumlich getrennten Datenstationen ist für die Netzwerke der Benutzer von allergrößter Bedeutung. In diesem Zusammenhang scheint das Bildschirmgerät mit Elektronenstrahlröhre dank Vielseitigkeit und niedriger Kosten noch auf unbegrenzte Zeit zu dominieren. Aber auch die Plasma-Rasterbildschirme in flacher Bauart machen ständig Fortschritte hinsichtlich Auflösungen, Lesbarkeit und Kosten.

In mancher Hinsicht ist der interessanteste und bedeutsamste Trend bei den Datenstationen ihre zunehmende Intelligenz, die praktisch von den Rechnern "ausgelagert" wurde.

Im Laufe der Zeit werden immer mehr Verarbeitungs- und Textaufbereitungsfunktionen in den Mikroprozessor eingegliedert. Dasselbe gilt für Funktionen, die vor allem dem Bedienungspersonal zugute kommen.

Für die Zukunft hat es den Anschein als ob anwendungsdedizierte Datenstationen sich mehr ausbreiten in zunehmenden Maß an der Definition ihrer Funktionen beteilegen werden.

Übersetzt von Hans J. Hoelzgen, 703 Böblingen

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