Gamescom

Computerspielebranche übt den Spagat

19.08.2009
Die Computerspiele-Branche übt den Spagat: Auf der Gamescom in Köln gibt sich die lange umstrittene Industrie einerseits so familienkompatibel wie nie - andererseits präsentiert sie einen Schwung neuer Titel mit viel Action und Geballer, die eher Fans als Pädagogen und Eltern erfreuen dürften.

Mehr als 200 000 Besucher erwartet die Koelnmesse als Veranstalterin an den Ständen der rund 450 Gamescom-Aussteller - die digitale Industrie ist erwachsen geworden. Ein Gang durch die Hallen zeigt: Ohne Ego-Shooter und Renn-Action kommt die Computerspiele-Industrie nicht aus. Schwertschwingende Rollenspiel-Helden und wild ballernde Monsterjäger sind nicht aus der Mode.

"Entscheidung und Konsequenzen" waren bei Microsofts Entwickler Peter Molyneux die Schlagworte, um die neue Tiefe des Rollenspiels "Fable III" zu beschreiben. Ein Programmierer von Electronic Arts bezeichnete dagegen eine neue Figur als "unvernünftig gewalttätig" - und meinte es als Lob.

Doch die Kernzielgruppe - jung, männlich, schusssicher - reicht der Branche nicht mehr aus. "Zum Erlebnis für alle" sollten Spiele werden, sagte Olaf Wolters, Geschäftsführer des Branchenverbandes BIU. Um noch mehr Gelegenheitsspieler zu gewinnen, startete der Verband das neue Internetportal www.spielen-verbindet.de, das vor allem Nicht-Spieler erreichen und vom digitalen Vergnügen überzeugen soll.

Bisherige Spiel-Abstinenzler will die Branche wie schon im vergangenen Jahr auch mit neuen intuitiven Steuergeräten vor die Bildschirme locken: Mittlerweile lassen sich Gitarren und DJ-Sets, Skateboards und Bowling-Kugeln anstöpseln. So wird in den Hallen nicht nur geballert und gerast, sondern auch geschrammelt und getrommelt.

Trotz aller explosiven Neuheiten legen die Veranstalter großen Wert auf Jugendschutz. Farbige Armbänder zeigen, wer Spiele ohne Jugendfreigabe ausprobieren darf - Jüngere müssen draußenbleiben. Und der Deutsche Kinderschutzbund kündigt bundesweite Kurse an, mit denen Eltern und Erzieher den richtigen Umgang mit Computerspielen, Internet und anderen Medien lernen sollen.

Erstes Highlight schon vorab: Die PS3 'Slim' von Sony
Erstes Highlight schon vorab: Die PS3 'Slim' von Sony
Foto: Sony

Für ein Messe-Highlight hatte Sony bereits vor dem offiziellen Beginn gesorgt. Der japanische Spielkonsolenbauer kündigte eine schlankere, sparsamere und vor allem billigere Version seiner Playstation 3 (PS3) an. Die "Slim"-Variante kostet 300 Euro und unterbietet den bisherigen Preis damit um 100 Euro.

Allerdings ist die PS3 damit immer noch rund 60 Euro teurer als die billigsten Konkurrenz-Produkte. Dafür rüsten die Japaner mit neuen Multimedia-Funktionen auf. So geht die Online-Plattform für Videos im November auch in Deutschland an den Start. "Wir sehen uns als Content-Lieferant in allen Bereichen - Musik, Filme, Games", sagte Uwe Bassendowski, Deutschland-Chef der Computerspiel-Sparte. Auch Sony will in die Wohnzimmer der Nation - und in die Herzen neuer Zielgruppen. (dpa/tc)