Eingesetzte Rechner in den einzelnen Gemeinden sind inkompatibel:

Computersalat behindert Nationalratswahlen

02.10.1987

BERN (cws) - Im Zeichen der EDV stehen die Nationalratswahlen am 18. Oktober. 300 bis 600 der 3022 Schweizer Gemeinden setzen zur Auszahlung Computer ein. Allerdings: Zu viele nichtkompatible Systeme verwässern einen optimalen Nutzen.

Gemeinden, die bei den Nationalratswahlen den Computer als "Wahlhelfer" verwenden wollen, benötigen eine Ausnahmebewilligung des Bundesrats. Nach Auskunft von Hans-Urs Wili von der Schweizerischen Bundeskanzlei sind in den letzten Monaten Dutzende solcher Ausnahmebewilligungen erteilt worden. Wie viele Gemeinden bereits computergestützt ans Werk gehen, ist freilich nur schwer festzustellen. Die ersten Bewilligungen sind bereits 1975 erteilt worden - und eine einmal gegebene Genehmigung muß nicht erneuert werden.

Die Bewilligungspflicht ist nötig, weil vielfach die einheitlichen Wahlformulare abgeändert werden müssen, damit der lokale Computer überhaupt eingesetzt werden kann. Voraussetzung zur Genehmigung ist laut Wili, daß auf den Wahlformularen weiterhin alle Angaben zur Rekonstruktion der Resultatsermittlung sichtbar sind.

In den Gemeinden werden schätzungsweise 20 bis 25 verschiedene Computersysteme eingesetzt, deren Magnetbänder nicht einfach auf den Bundes-Computer überspielt werden können. Zwar hat Wili bei den Kantonen schon 1983 mündlich den Wunsch angemeldet, sie möchten bei künftigen System-Evaluationen doch auch auf Kompatibilität mit dem Computersystem des Bundes achten. Doch das blieb ein frommer

Wunsch. Die Anbieter richten sich nach dem Markt, also nach der Quantität - folglich werden die Gemeinden mit der Computervielfacht umworben.

Der optimale technische Einsatz bei Nationalratswahlen kann noch lange auf sich warten lassen. Denn zunächst müßten die Kantone in Ihrem eigenen Hoheitsgebiet für Einheitlichkeit sorgen. Allein die helvetische Gemeindeautonomie jedoch ist Garant dafür, daß dem Einsatz verschiedener EDV-Systeme bei Nationalsratswahlen noch ein langes Leben beschieden ist.