Nahverkehr-Leitsystem hat Premiere:

Computerlotse für Tram und Bus

06.07.1979

MÜNCHEN (pi) - Mit Computerhilfe werden demnächst städtische Busse durchs Verkehrsgewühl dirigiert: In Augsburg, Regensburg und Wiesbaden steht der erste Einsatz des von Siemens entwickelten Leitsystems "LIO" bevor, das auf Linien von Bussen und Straßenbahnen eine flexible Anpassung an die jeweiligen Verkehrsverhältnisse erleichtert.

Jedes Fahrzeug, das an dieses System LIO (Leiten, Informieren, Organisieren) angeschlossen ist, steht mit der Leitzentrale in automatischem Funkkontakt, der den Sprechfunk mit dem Fahrer weitgehend überflüssig macht. Die Standorte der einzelnen Fahrzeuge und eventuelle Abweichungen von den fahrplanmäßigen Zeiten werden von einem Leitrechner - ein Prozeßrechner des Siemens-Systems 300 - ständig registriert und ausgewertet. Das Personal in der Leitzentrale kann dann mit Hilfe der vom Rechner aufbereiteten Informationen schnell und gezielt reagieren: die Fahrer zu schnellerem oder langsamerem Fahren auffordern, Entlastungsfahrzeuge bei Spitzenbelastungen einsetzen oder die Abfahrt einer Anschlußlinie verzögern.

Standardmeldungen übermittelt die Zentrale dem Fahrer über ein kleines Anzeigegerät am Armaturenbrett, das auch Uhrzeit, Fahrplanabweichungen, Abfahrzeiten und Pausen angibt und den Fahrer von Routineüberwachungen entlastet. Der Sprechfunkverkehr kann sich somit auf wenige Sonderdurchsagen beschränken.

Das System bietet aber noch mehr: Notrufe aus dem Fahrzeug gelangen per Knopfdruck an die Zentrale, die sofort den Standort erkennt. Mit Zusatzeinrichtungen lassen sich von der Zentrale aus die Entwerter in den Fahrzeugen und die von außen sichtbare Richtungsangabe an der Endstation rechnergesteuert umstellen. Auch der Besetztgrad der Wagen kann automatisch erfaßt werden und gibt der Zentrale zusätzliche Informationen zur Disposition des Fahrzeugeinsatzes.

Alle in den Computer gelangenden Daten stehen außerdem für statistische Erfassungen zur Verfügung. Systematische Auswertungen von Fahrplanabweichungen, betrieblichen Unregelmäßigkeiten oder technischen Störungsfällen erleichtern es, Schwachstellen zu erkennen und den Betriebsablauf oder Fahrplan zu verbessern.

Premiere hat das Leitsystem im Juli in Regensburg auf zunächst einer Buslinie. Es folgen dann im Herbst in Augsburg und Wiesbaden je zwei Linien - eine Bewährungsprobe für den neuen Lotsen LIO, mit Computerhilfe den städtischen Nahverkehr lässiger zu machen.