Opfer erstatten nur selten Anzeige

Computerkriminalitaet richtet Schaeden in Milliardenhoehe an

30.04.1993

Nur 58 gemeldete Faelle von Computerspionage - so bezeichnen die Kriminalstatistiker die unerlaubte Einsicht in Datenbestaende - gab es 1991 in der Bundesrepublik. Darueber hinaus wurden 122 Sabotageakte gemeldet, Faelle also, in denen Daten widerrechtlich manipuliert worden waren.

Populaerer ist offensichtlich die Form des Betruges, bei der die Delinquenten den Computer als Hilfsmittel einsetzen. Hier wurde die Polizei mehr als 1000mal eingeschaltet, berichtet die Security-Abteilung der Heinrich Pass Handelsgesellschaft mbH in Essen. Weitere Vergehen, die in den Bereich Computerkriminalitaet fallen, sind etwa das Erschleichen von Leistungen oder der Kassen- und Automatenbetrug.

Was die hier zitierte amtliche Kriminalstatistik, die sich noch auf die alten Bundeslaender bezieht, verschweigt, sind die vielen nicht zur Anzeige gebrachten und damit nicht oeffentlich gewordenen Delikte. Dabei ist die Chance, solche Verbrechen aufzuklaeren, nicht einmal gering.

Aufklaerung von Sabotageakten schwierig

So wurden 1991 allein in Nordrhein-Westfalen von 349 erfassten Faellen des Computerbetrugs immerhin 214 aufgeklaert. Schwieriger gestaltete sich fuer die Polizei die Bearbeitung von Sabotageakten. Hier konnte nur gut ein Drittel der 41 bekannt gewordenen Faelle geloest werden.

Das Phaenomen der verheimlichten Computerkriminalitaet ist nicht nur in Deutschland zu beobachten. Von 8000 britischen Unternehmen waren 1991 nur 950 bereit, Auskuenfte ueber ihre Erfahrungen mit DV- Kriminalitaet und ihre Sicherheitsvorkehrungen zu geben. Eine entsprechende Umfrage hatte das britische Handelsministerium initiiert, um der Polizei ergaenzende Daten zum nur spaerlich vorhandenen Statistikmaterial an die Hand zu geben. Von den 950 antwortenden Unternehmen wuerden lediglich sieben Prozent im Schadensfall zur Polizei gehen und damit die Oeffentlichkeit in Kenntnis setzen.

Immerhin liessen die bei dieser Umfrage ermittelten Daten die vorsichtige Schaetzung zu, dass Computerkriminalitaet und unsachgemaesser Umgang mit dem Computer die britische Wirtschaft jaehrlich etwa 1,3 Milliarden Mark kosten.

Auch hierzulande, so schaetzen Experten aus der Versicherungsbranche, liegen die Verluste weit jenseits der Milliardengrenze. Dabei werden nur die unmittelbar anfallenden Kosten fuer Schadensbekaempfung und

-begrenzung berechnet. Die langfristig entstehenden Verluste duerften um ein Vielfaches hoeher sein.