Computerkonzerne reduzieren die IT-Ausbildung

27.09.2004
Von Helga Ballauf

Klaus Dubiella, Ausbildungsleiter bei der Hewlett-Packard GmbH, kommt die jüngste Debatte über den Königsweg zum IT-Job bekannt vor. Er war vor etwa zehn Jahren Mitinitiator der neuen IT-Berufe, die Support und Service aufwerteten, um so den Wegfall der Hardwareproduktion im Land zu kompensieren. "Inzwischen lagern große Firmen immer stärker auch Dienstleistungs- und Servicefunktionen aus, Aufgaben also, die für Nichtakademiker geeignet sind," beobachtet Dubiella. "Mit der Folge, dass gute Fachinformatiker und IT-Systemkaufleute in den Klein- und Mittelunternehmen gebraucht werden, die den Support übernehmen."

Bei Hewlett-Packard ist die Lage noch etwas anders, weil das Unternehmen diverse Rechenzentren zugekauft hat -- mit Ausbildungs- und Jobchancen für Facharbeiter. Insgesamt betreut Dubiellas Team rund 100 IT-Azubis mit Mittlerer Reife und 160 BA-Studenten mit (Fach)abitur. Dass der Run auf die duale IT-Ausbildung nachgelassen hat, hält der Sachverständige für eine gesunde Entwicklung. Nun müsse dafür gesorgt werden, dass der Wert eines Fachinformatikers oder IT-Systemkaufmanns europaweit anerkannt werde, sagt Dubiella: "Unter den nicht-akademischen Abschlüssen sind sie absolute Spitze."

In Mittelfranken kümmert sich der Aita-Verein um die hohe Qualität der IT-Ausbildung. Rund 20 kleine und mittelständische Firmen organisieren für ihre Azubis überbetriebliche Lernprojekte und Fachseminare gemeinsam -- von Anwendern wie der Spardabank oder der Klar Automation GmbH bis zum Softwarehersteller Infoteam GmbH. Geschäftsführer Karl-Heinz John betont: "Da kleinere Unternehmen ihre Azubis nicht zu jedem Thema schulen können, ist eine Zusammenarbeit bei der Grundlagenvermittlung selbst zwischen Mitbewerbern am Markt sinnvoll."

Der Berufsbildungsexperte der IG Metall, Michael Ehrke, will nichts von einer Krise der klassischen IT-Ausbildung wissen. "IBM hat immer eine Sonderrolle gespielt und eigene, konzernbezogene Qualifizierungswege favorisiert. Das ist nicht repräsentativ für die IT-Wirtschaft", sagt er. Ehrke sieht gerade in den Anwenderunternehmen der Informations- und Telekommunikationstechniken einen ungebrochenen Bedarf an System- und Netzwerkadministratoren. Problematisch ist für den Gewerkschafter eher der generelle Abbau von Ausbildungsplätzen in vielen großen Konzernen: "Diese Verluste können Klein- und Mittelunternehmen nicht auffangen."