Computerkonzerne reduzieren die IT-Ausbildung

27.09.2004
Von Helga Ballauf
Die Zahl der Auszubildenden in den IT-Berufen geht zurück. Große Konzerne setzen stärker auf Bewerber von Berufsakademien. Trotzdem lassen sie sich diese Plätze im Ausbildungspakt anrechnen. Droht damit das Aus für die Ausbildung in der Informations- und Telekommunikationsindustrie? Wird Haupt- und Realschülern der Zugang zur IT-Wirtschaft versperrt?

IBM prescht vor. Wenn in der Stuttgarter Konzernzentrale von "Ausbildung" des IT-Nachwuchses die Rede ist, sind junge Leute mit Fachhochschulreife oder Abitur gemeint, die ein duales Studium -- an einer Berufsakademie (BA) und im Unternehmen -- absolvieren. Nach drei Jahren schließen sie mit einem Diplom (BA) in Informatik, Wirtschaftsinformatik oder Internationaler Betriebswirtschaft ab. Lehrlinge bildet die deutsche IBM dagegen nicht mehr aus.

IT-Hersteller sind der Auffassung, dass sich Lehrlinge für die Lösung von IT-Aufgaben angesichts der steigenden Anforderungen nicht mehr eignen; wenn, dann höchstens für Jobs im Service und Support. (Foto: Siemens AG)
IT-Hersteller sind der Auffassung, dass sich Lehrlinge für die Lösung von IT-Aufgaben angesichts der steigenden Anforderungen nicht mehr eignen; wenn, dann höchstens für Jobs im Service und Support. (Foto: Siemens AG)

Das Unternehmen hat die Berufsausbildung zum Fachinformatiker, IT-Systemkaufmann oder IT-Systemelektroniker eingestellt. IBM begründet den Ausstieg aus der Berufsausbildung mit der nicht mehr vorhandenen Produktion.

Das komplexe Dienstleistungsgeschäft dagegen stelle sehr viel höhere Anforderungen an die Berufsanfänger, erläutert Ausbildungsleiter Torsten Kronshage: "Von den Führungskräften in den Fachabteilungen hören wir, dass die jungen Leute mit einem BA-Studium genau die Richtigen für die veränderten Aufgabenstellungen sind." Berufsakademien gibt es nur in einigen Bundesländern -- allen voran Baden-Württemberg -- als Alternative zur Fachhochschule. Sie gehen beim Lehrplan stark auf die Interessen der Firmen ein, mit denen sie kooperieren.

Keine Garantie auf Übernahme

IBM kreiert beispielsweise gerade mit einer Stuttgarter Berufsakademie die neue Fachrichtung "Dienstleistungsmanagement" und hat zugesagt, ab Herbst nächsten Jahres 20 Plätze zu besetzen. Sie kommen zu den bisher 160 Stellen für Studienanfänger pro Jahr hinzu. Diese Jobs lässt sich IBM mit Billigung der Bundesregierung und der Gewerkschaften als Beitrag zum Ausbildungspakt gutschreiben. Das ist eigentlich nicht im Sinne des Erfinders. Die Bundesregierung wollte damit sicherstellen, dass jeder Jugendliche eine Lehrstelle bekommt. Von Fachhochschulstudierenden oder Plätzen an der Berufsakademie war nie die Rede. Verdi-Verhandlungsführer Rolf Schmidt bedauert, dass so Ausbildungschancen für Haupt- und Realschulabsolventen wegfallen. Das Niveau der Tätigkeiten verlange aber eben eine BA-Ausbildung.