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Computerhersteller Dell startet diese Woche in Halle

30.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-Computerhersteller Dell steht im sachsen-anhaltischen Halle in den Startlöchern: An diesem Donnerstag nimmt das Vertriebs- und Servicezentrum mit zunächst 200 Mitarbeitern den Betrieb an seinem zweiten deutschen Standort auf. In sechs Großraumbüros werden die Mitarbeiter an neuen Flachbildschirmen sitzen. Hinter brusthohen dunkelblauen Trennwänden verkaufen sie vom Laptop bis zum Server die ganze Produktpalette oder helfen Kunden bei technischen Problemen. Bis zu 1.000 Mitarbeiter sollen in den kommenden drei bis fünf Jahren in Halle starten - wenn die Wirtschaftslage stimmt.

"Diese Zahlen sind realistisch", sagte die Geschäftsführerin der Dell Halle GmbH, Barbara Wittmann voller Zuversicht. Die 37-Jährige hat kein eigenes Büro, sondern einen Schreibtisch im Großraum, Seite an Seite mit den Kollegen. Sie freut sich über die vielen guten Bewerber - seit Mai gingen mehr als 7000 Anschreiben ein, bisher sind 250 Verträge abgeschlossen worden. "Wir wollen nun monatsweise weiter wachsen." Sowohl für den Vertrieb als auch für die technische Unterstützung sind weiterhin Bewerbungen willkommen.

Die neuen Mitarbeiter kommen nicht zwingend aus dem IT-Bereich. Sophia Kröhner etwa hatte vor der vierwöchigen Schulung bei Dell wenig Ahnung von Computern. "Wenn mich einer gefragt hätte, was im Gehäuse steckt, wäre nur ein Fragezeichen in meinem Kopf erschienen". Heute weiß sie, wie sie Kunden am Telefon berät. Für die 22-Jährige ist die Stelle bei Dell "wie ein Sechser im Lotto". Die Leipzigerin fand nach ihrer Ausbildung als Internationale Managementassistentin keine Stelle. Sie hatte kaum Berufserfahrung. "Keiner wollte mir eine Chance geben. Es war deprimierend". 800 Bewerbungen schrieb sie, zu drei Vorstellungsgesprächen wurde sie eingeladen - eines davon bei Dell. Sophia hatte Erfolg - "Zum Glück, ich wollte schon auswandern."

Das Flair eines amerikanischen Unternehmens hat Dell bis nach Halle getragen. Das ist nicht nur an den Wasserspendern auf den Gängen zu sehen oder an den Namenschildern, die die Mitarbeiter an Bändern um den Hals tragen. Die Hierarchien bei Dell sind flach, und innerhalb der Firma sind alle per "Du", ein Arbeitsumfeld, das besonders den jungen Leuten bei Dell gut gefällt. "Da kommt man sich am Anfang nicht so vor wie ein Neuling", sagte Marcus Schmidt, ein 25 Jahre alter gelernter IT-System-Kaufmann aus Halle. Er wird im Support tätig sein, also Kunden bei technischen Fragen helfen.

Während das Team in Halle die Arbeit aufnimmt, wird mit Spannung erwartet, wo die bereits geplante neue Produktionsstätte des weltweit führenden Computerherstellers gebaut wird. Da Dell schon eine Produktion im irischen Limerick betreibt, ist für das neue Werk Mittel- oder Osteuropa als Standort geplant. Deutschland ist im Gespräch, aber auch Polen, Tschechien und Ungarn haben dem Vernehmen nach gute Karten. Eine Entscheidung wird in spätestens acht Wochen erwartet.

Dell fertigt seine Computer erst, wenn die Bestellungen eingegangen sind. Das Unternehmen hat Erfolg mit dieser Strategie, die Produkte direkt und nicht über Händler an den Kunden zu bringen. Auch in Deutschland ist Dell auf Wachstumskurs. Nach Angaben des Gartner-Marktforschungsinstituts liegt Dell auf Platz vier der Computerbauer hinter Fujitsu-Siemens, Medion und Hewlett-Packard (HP). (dpa/tc)