Die Top 25 von vor 25 Jahren

Computerfreak-Jubiläen 2017

27.01.2017
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

Die 3D-Illusion

Mit "Super Mario Kart" wagt Nintendo ab 1992 (Europa-Release: 1993) den Sprung ins Unbekannte: Das Super-Mario-Universum wird auf die Rennstrecke transportiert - und entwickelt sich zum Kult-Hit. Knapp 9 Millionen Exemplare des Konsolenspiels verkauft Nintendo weltweit.

Dabei nutzen die Entwickler einen Trick, um eine 3D-Optik zu erzeugen: die Rennstrecken werden so berechnet, dass durch den Einsatz von Zoom- und Drehbewegungen so etwas ähnliches wie Dreidimensionalität entsteht. Da Nintendos damals aktuelle Konsole - das Super Nintendo Entertainment System - auch dafür etwas zu schwachbrüstig daherkommt, wird ein Zusatzchip im Spielmodul untergebracht.

Wandel beim Klimawandel

Auf dem Earth Summit 1992 in Rio de Janeiro wird das "United Nations Framework Convention on Climate Change" verabschiedet. Der Vertrag beinhaltet allerdings keine verbindlichen Grenzwerte sondern will vielmehr Mechanismen aufzeigen, die diese Limits setzen. Das Dokument wird von 197 Parteien ratifiziert - darunter alle UN-Mitgliedsstaaten.

PDA-Initialzündung

Jeff Hawkins, Ed Colligan und Donna Dubinsky gründen 1992 das Unternehmen Palm. Ziel: den PDA als "next big thing" zu etablieren. Mission und Unternehmen stehen zunächst unter keinem guten Stern, denn das erste Produkt - der Zoomer - floppt unerbittlich. Zahlreiche Partner (zum Beispiel Casio und AOL) ziehen sich zurück, die finanzielle Lage verschärft sich. Das führt zur Übernahme durch US Robotics im Jahr 1996 (Volumen: 44 Millionen Dollar).

Noch im gleichen Jahr kommt der Palm Pilot auf den Markt - und wird tatsächlich zum Hit. Im April 2010 wird Palm von HP übernommen - für rund 1,2 Milliarden Dollar.

Codename Janus

Am 6. April 1992 bringt Microsoft Windows 3.1 auf den Markt. Die Redmonder bewerben ihr Betriebssystem - entwickelt unter dem Codenamen "Janus" - mit verbesserter Systemstabilität, mehr Multimedia-Support und Workgroup Networking. Nach eigenen Angaben liefert Microsoft in den ersten vier Monaten nach Release zehn Millionen Exemplare aus. Der offizielle Support für Windows 3.1 endet am 31. Dezember 2001.

Die Netz-Gesellschaft

Die Internet Society (ISOC) wird mit dem Jahresbeginn 1992 offiziell ins Leben gerufen. Die Nichtregierungsorganisation beschreibt sich selbst am besten: "Die Internet Society beschäftigt sich mit einem breiten Spektrum von Angelegenheiten die mit dem Internet zusammenhängen - unter anderem Governance und Policy, Technologie und Entwicklung. Wir begründen und fördern Grundprinzipien, die Regierungen dazu bringen sollen, Entscheidungen zu treffen, die zum Wohle ihrer Bürger und der Zukunft ihrer jeweiligen Nationen sind."

Pinguin trifft Federvieh

Linus Torvalds höchstpersönlich veröffentlicht am 5. Januar 1992 folgende Release Note zu Linux v0.12: "Die Linux-Copyrightbestimmungen werden sich ändern: Ich habe mehrere Anfragen bekommen, Kompatibilität mit der GNU-Copyleft herzustellen und die ‚you may not distribute it for money‘-Bedingung zu entfernen. Dem stimme ich zu. Ich schlage vor das Copyright so zu ändern, dass es mit GNU konform geht - die Genehmigung der Personen, die mitgeholfen haben den Code zu schreiben, steht noch aus. Ich nehme an, dass das für niemanden ein Problem darstellt. Sollte jemand Bedenken haben ("Ich habe den Code geschrieben unter der Annahme, dass sich das Copyright nicht ändern wird") - schreibt mir eine Mail. Ansonsten tritt die GNU Copyleft-Klausel ab dem 1. Februar in Kraft."

Der göttliche Virus

Im November 1992 erscheint ein mitunter recht provokativer Aufsatz mit dem Titel "Viruses of the Mind", verfasst vom Evolutionsbiologen Richard Dawkins. Darin postuliert Dawkins, dass Religion als Meme gesehen werden kann, denn religiöse Bräuche würden sich in ähnlicher Weise wie ein Computer-Virus verbreiten. Man kann sich lebhaft ausmalen, welche Proteststürme derlei gotteslästerliche Äußerungen in manchen Teilen der Welt auslösen.

Der Rasenmähermann

Die Original-Catchline ("God made him simple. Science made him a god.") hinterlässt bereits einen etwas faden Beigeschmack. Wenn man den Inhalt des 1992 in den Lichtspielhäusern angelaufenen Streifens "Der Rasenmähermann" näher beschreibt, stellen sich einem endgültig die Nackenhaare auf: Ein Wissenschaftler experimentiert mit Bewusstseins- und Intelligenz-fördernden Drogen, sowie Virtual Reality an einem einfach gestrickten Gärtner herum. Der wird so zuerst zum IQ-Bolzen - und dann zur Gefahr.

Trotz Starbesetzung (unter anderem Jeff Fahey und Pierce Brosnan) floppt der Film. Das Lexikon des Internationalen Films erklärt auch ganz gut warum: "Moderne ‚Frankenstein‘-Version, die durch Computergrafiken neue Seherlebnisse zu vermitteln versucht. Sie scheitert sowohl an der visuellen Unzulänglichkeit als auch an der naiven und uninspirierten Regie."

Darüber hinaus beschäftigt "Der Rasenmähermann" auch die Justiz: Horror-Autor Stephen King - der 1970 ein gleichnamige Kurzgeschichte veröffentlichte - will nichts mit dem Machwerk zu tun haben und klagt gegen die Verwendung seines Namens.

Teures Vergnügen?

TK-Gigant AT&T will 1992 mit aller Macht die Bildtelefonie zum Mainstream-Phänomen machen. Also bringt man das VideoPhone 2500 auf den Markt. Für 1500 Dollar. So verkauft man dann 30.000 Exemplare. In drei Jahren. AT&T scheitert übrigens schon knapp 30 Jahre zuvor mit einem ähnlichen Vorhaben.