Computererziehung kritisch betrachtet

03.06.1983

MÜNCHEN (CW) - Hersteller von Tischcomputern, angefangen beim Pionier Apple bis zum Nachzügler IBM, wetteifern derzeit miteinander in Sachen Großzügigkeit: Sie schenken staatlichen wie privaten Schulen ihre Tischcomputer. Momentan ist es Berichten des "New Scientist" zufolge auch in den USA Mode, in der frühzeitigen "Computererziehung" des Nachwuchses "das Heil der Nation" zu sehen.

Das Magazin stellt die Frage, "wer bildet eigentlich die Lehrer darin aus, Kindern auf pädagogisch einwandfreie Art und Weise EDV-Know-how einzutrichtern?" Manchem "Lehrer Lämpel" dürften auch in den USA Bits und Bytes immer noch ziemlich rätselhafte Begriffe sein - und ein kurzes Überfliegen des beigepackten Handbuchs sei noch keine pädagogische Fortbildung, schreibt das Wirtschaftsblatt.

Zwar tragen auch manche der edlen Spender sich mit dem Gedanken, eigene Fortbildungskurse für Lehrer einzurichten - aber ob dabei etwas im Interesse der Kinder Wünschenswertes herauskäme, sei zumindest fraglich. Phil Daro, in Kalifornien der zuständige Beamte für Technische Ausbildung (technological education) habe bereits entsprechende Beobachtungen gemacht.

Es gebe, stellt Daro fest, eine Tendenz, Computer mißbräuchlich einzusetzen - vor allem, indem zu viel Wert auf Drill und Übung gelegt werde. Wobei diese Aussage nach einer Untersuchung seiner Dienststelle merkwürdigerweise besonders für Arbeiterviertel zutreffe.

"Für mich", so zitiert der "New Scientist" den amerikanischen Schulrechnerfachmann, "für mich heißt das, den mittleren und den oberen Schichten werde beigebracht, wie man die Maschinen kontrollieren könne, während die Unterschicht von ihnen kontrolliert würde. "