Neue Zeiten in den Wintersportzentren:

Computer warnt Skigebiete vor Lawinen

11.01.1985

WIEN (apa) - "Alle großen Wintersportzentren in Österreich, die in irgendeiner Form lawinengefährdet sind, sollten sich verpflichtet fühlen, in Kürze DV-Methoden im Lawinenwarndienst einzuführen".

Diese Forderung stellte Professor Dr. Herbert Aulitzky, Vorstand des Instituts für Wildbach-und Lawinenverbauung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Nach Ansicht des Wissenschaftlers ist heute die "steinzeitliche Arbeitsweise" der Mitarbeiter der Lawinenwarndienste - bei voller Würdigung ihres persönlichen Einsatzes - nicht mehr gerechtfertigt. "Die Nichtbeachtung von DV-unterstützten Prognosemethoden, wie sie bereits im Ausland und jetzt in St. Anton am Arlberg und im Paznaun erprobt wurden, mache den Winterfremdenverkehr zu einem unverantwortlichen "Geschäft mit dem Tod", kritisierte der Wissenschaftler.

Der Kölner Geographieprofessor Dr. Claus E. Rink hat nun am Arlberg und im Paznaun damit begonnen, die Lawinenprognosen auch in Österreich durch Computereinsatz auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben. Die von den Mitarbeitern der Lawinenwarndienste dort erhobenen Meßdaten werden über Funk oder Fernsprechleitungen zu Tal gemeldet und in den betriebseigenen DV-Anlagen der Seilbahngesellschaften weiterverarbeitet. Eigene Rechenprogramme vergleichen die aktuellen Daten mit den gespeicherten Werten und werfen schließlich unter Verwendung der sogenannten "Diskriminanzanalyse" Vorhersagedaten aus, die der Wirklichkeit weitaus näher kommen, als das bisher möglich war.

Wie schwierig eine aussagekräftige Vorhersage wirklich ist, zeigt die Tatsache, daß praktisch für jeden einzelnen Lawinenhang eine eigene und ganz spezifische Analyse notwendig ist. "Dazu", so Professor Aulitzky, "sind nicht nur riesige geländeorientierte Datenmengen, sondern auch eigene, geländeorientierte Rechenprogramme notwendig".