Fahrer zu unsicher

Computer übernehmen die Kontrolle im Auto

03.11.2008
Von pte pte
Auch wenn Kunden derzeit eher auf den Verbrauch und die Kosten eines Autos schauen, arbeiten Zulieferer mit Nachdruck daran, mittels Computern die Fahrsicherheit zu steigern.

Automobilzulieferer investieren seit Jahren in die Entwicklung von Systemen, die das Autofahren sicherer machen sollen. Momentan sind hauptsächlich Abstandshalter und Hinderniswarner im Einsatz, die beim Einparken und im Kolonnenverkehr hilfreich sein sollen. Doch in Forschungslabors wird an noch viel ausgefeilteren Sicherheitssystemen getüftelt. Diese sollen in Zukunft gefährliche Hindernisse erkennen und Bremsprozesse selbstständig einleiten können. "Wir investieren seit zehn Jahren hohe Summen in die Erforschung von Fahrerassistenzsystemen", sagt Ralf Cramer, Chef der Division Chassis & Safety von Continental gegenüber dem "Handelsblatt". Doch wenn ein System erfolgreich entwickelt worden ist, müssen erst die Autohersteller und letztlich die Konsumenten von der Sinnhaftigkeit und vom Preis überzeugt werden.

Hauptziel der Forschung ist es, dass Autos in Zukunft selbstständig erkennen können, ob ein Objekt eine Gefahr darstellt, um dann gegebenenfalls eine automatische Notbremsung einleiten zu können. In den Forschungslabors des Zulieferers Bosch soll das durch eine Kombination aus Video und Radar ermöglicht werden. "Dadurch erreichen unsere Systeme die notwendige hohe Sicherheit zu erkennen, ob der Unfall wirklich unvermeidbar ist", erklärt Rainer Kallenbach, Bereichsvorstand der Automobilelektronik bei Bosch. Bei Übermüdung könnten sich Systeme bewähren, bei denen die Aufmerksamkeit des Fahrers durch ein kurzes Anticken der Bremse wiederhergestellt wird. Das sei laut Spezialisten wirksam, um die Aufmerksamkeit des Fahrers wieder auf die Straße zu lenken und ihm so bei Gefahr die Möglichkeit zum Eingreifen zu geben.

Auch ein Lenkrad, das den Blutdruck des Fahrers überprüft, könnte in wenigen Jahren serienmäßig in Autos eingebaut werden. Der Zulieferer Denso arbeitet an diesem System, das im Fall eines Infarktes des Fahrers eine Notbremsung einleitet. Beobachter sind derzeit aber noch skeptisch, ob sich derartige Systeme wirklich durchsetzen können. Zudem steht derzeit das Thema Sicherheit beim Autokauf nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. "Aktuell verdrängt die hitzige Diskussion um spritsparende und CO2-reduzierende Technologien das Thema Sicherheit. Die Kunden schauen beim Autokauf vor allem auf Preis und Verbrauch", meint Albrecht Denninghoff, Autoanalyst der BHF-Bank. Unfallforscher weisen jedoch darauf hin, dass der Einsatz von intelligenten Systemen im Auto die Zahl der Todesopfer bei Autounfällen um rund ein Drittel reduzieren könnte. (pte)