Systemhäuser machen in den USA das Geschäft:

Computer Shopping ist schon wieder out

16.01.1981

Noch vor ein, zwei Jahren galt er unter Insidern als "Goldgrube der achtziger Jahre" - jetzt welken die Blütenträume rasch dahin: Der Computershop, jener erst kürzlich etablierte Vertriebsweg für Cash-and-Carry-Geschäfte mit Tisch-, Heim- Personal Computern samt Zubehör leidet an Käuferschwund.

Die beginnende Agonie zeigt sich nicht nur bei Spaziergängen durch die Geschäftsviertel der US-Großstädte sie wurde bereits "aktenkundig": in den Prognosen der Marktforschungsfirma "Venture Development Corp." (Wellesley/Massachusetts) .

Wie man von diesem Institut erfahren kann, hat einer Umfrage zufolge nur etwa jeder 17. potentielle Tisch-computer-Käufer die Absicht, sein Denk-Kästchen im "Laden um die Ekke" zu erwerben - und auch bislang ging nur etwa jedes 14. Gerät diesen Weg; zumindest, was geschäftlich genutzte (Small Business-) Kleinstcomputer betrifft.

Geschäftsleute bevorzugen Systemhäuser

"Kleine Geschäftsleute" wollen heute sogar noch weniger als früher von einem simplen Computerladen wissen, haben die US-Marktanalytiker herausgefunden. Diese Kunden bevorzugen Systemhauser oder zumindest typische Fachvertriebswege (Dealer/Distributoren), wobei erstere heute 12,6 Prozent aller Interessenten anziehen (früher knapp sieben), letztere heute mehr als 16 Prozent, gegenüber früher gut 13 Prozent. Doch so oder so - mehr als zwei Drittel der Tischcomputer-Anwender haben ihr System ohnehin direkt beim Hersteller erworben, lautet die doch etwas verblüffende Feststellung von Venture Development.

Somit scheint sich der typische Computershop mit Hobby-Computeuren und erfahrenen DV-Anwendern aus Firmen-Labors etc. begnügen zu müseen, mit Kunden also, die im Grunde schon wissen, was sie brauchen, und daher keiner besonderen einführenden Systemberatung bedürfen. Das sind Leute, die genau wissen, wie man mit positiven fünf Volt an Pin 27 umgeht, obwohl das anzuschließende Peripheriegerät eigentlich minus fünf Volt benötigt.

Kritische Punkte sind Service und Wartung

Der bisher auf "Addiermaschinen-EDV" beschränkte typische Tischcomputer-Neuling indes braucht Beratung, ihn interessiert weniger, wie sein Daten-Quirl funktioniert, als vielmehr, was er an Rationalisierungseffekten und Einsparungen erzielen kann. Für diesen Kunden ist anscheinend doch eher das Systemhaus der nichtige Partner, wobei vor allem Service und Wartung die kritischen Punkte sind, an denen die Leistung des Anbieters gemessen wird. Umgekehrt zeigt sich deutlich, daß Computershops mit ihren beliebten "Preiskämpfen" zumindest beim Small-Business-Kunden falsch liegen: Diesen interessiert der Preis seines Systems - billig genug ist die Hardware ja ohnedies - erst an fünfter Stelle, fanden die Marktbeobachter heraus. Leistung und Zuverlässigkeit werden hoher bewertet.

Im übrigen zeigt die Studie, wie groß der Hunger nach branchenspezifisch gestrickter Software ist - und auch da werden wohl manche Computershops, selbst wenn sie von Herstellern unterstützt werden, Schwierigkeiten im Konkurrenzkampf etwa mit Systemhäusern bekommen. Wer kann sich schon heute auf einen Gemüsehändler, morgen auf einen Arzt und übermorgen vielleicht auf einen Häuser-Makler einstellen - auf Leute immerhin, die kritisch genug sind, einen Kleincomputer nicht nur wegen der üblichen Standard-Abrechnungsprogramme zu erwerben.

Noch ein Geschäft geht übrigens eindeutig am angeblich so zukunftsträchtigen kleinen Computerladen vorbei: Das Geschäft mit den Fachabteilungen großer Unternehmen, deren DV-erfahrenes Personal jetzt eben auch einen Kleinrechner für simple Aufgaben vor Ort einsetzen möchte. Denn solche Rechner, so wurde kürzlich gemeldet, werden von manchen Unternehmen inzwischen bereits gleich in Hunderter-Stückzahlen geordert.

Jeder zweite hat dichtgemacht

In dieses Bild paßt auch eine Beobachtung der US-Tischcomputer-Zeitschrift "Interface Age", nach der etwa im Großraum Los Angeles schon heute jeder zweite Computerladen wieder dichtgemacht hat. Kein Wunder denn als florierende Konkurrenz etablieren sich jetzt so langsam die Rechner-Abteilungen der Warenhäuser der Büro-Fachhandel und Hetsteller-Salons wie etwa die vier Dutzend Kleincomputer-Zentren der IBM nicht zu vergessen der Versandhandel, der offenbar ein florierendes Geschäft zu sein scheint, betrachtet man die einschlägigen Discount-Offerten.

Computershops, die dagegen konkurrieren wollen, müssen - ob als Einzelgeschäft oder als Ladenkette- gut gemanagt werden, sollen sie sich behaupten. Und vor allem müssen sie mit dem technischen Fachkauderwelsch aufhören, das einst die Hobbyisten anzog - Geschäftsleute erwarten eine Beratung, bei der das häufigste Wort "Dollar" beziehungsweise "Mark" heißt.