Computer-Leasing oder die Geheimnisse der Kalkulation?

28.11.1975

Diplom-Kaufmann Einar Scholz

In dieser Ausgabe der Computer-Woche werden auf den Seiten, 12 und 13 die Alternativen von Kauf oder Miete verglichen. Es ist jedoch grundsätzlich möglich, die gesamten Formeln auch für den Komplex des, Computer-Leasings anzuwenden.

Beim Operational Leasing ist die Anwendung insofern trivial, als man die Differenz aus Leasing-Rate und Mietpreis seitens des Herstellers nur über die gesamte Laufzeit hochrechnen muß, um die Ersparnis zu erhalten, da dem Operational Leasing im wesentlichen die Miete als Grundlage der Kalkulation dient und die Partner davon ausgehen, daß die Anlage im Eigentum des Leasing-Gebers bleibt.

Dem Financial Leasing liegt grundsätzlich der Gedanke des Kaufs zugrunde. Bei dieser Form ergibt sich der Verdienst einer Leasing-Gesellschaft aus zwei Formen:

1. Die Leasing-Gesellschaft kann als Broker daran verdienen, daß sie eine Anlage zu einem möglichst günstigen Kaufpreis (incl. der Nebenkosten) erwirbt und diese an den Kunden verleast.

2. Die Leasing-Gesellschaft verdient an der Finanzierung.

Der Restbuchwert nach Ablauf der Leasing-Zeit kommt dabei voll dem Leasing-Nehmer zugute. Jedoch gibt es hier auch entsprechende Mischformen.

Grundsätzlich gibt es für einen potentiellen Leasing-Interessenten drei wesentliche Fragestellungen, die an demselben Beispiel wie unter den Seiten 12 und 13 erklärt werden sollen. Nehmen wir an, daß eine Leasing-Gesellschaft einem Kunden ein Modell /370-145 IO2 (512 KB) zu einem Second-Hand-Preis von X = 2 000 000 DM zum Kauf anbietet oder zu einer monatlichen Leasingrate (M) von 55 000, DM über 48 (= Y) Monate, wobei in dieser Leasingrate die Versicherung (S) eingeschlossen ist, jedoch nicht die Wartung (W) von monatlich 7500 DM. Der IBM-Mietpreis betrage für diese Anlage 67 500 DM (ohne Mehrschichtmiete) und 80 000 DM incl. Mehrschichtmiete für das bereits installierte System, welches zur Zeit von der IBM im kurzfristigen Mietvertrag gemietet ist.

Für jeden potentiellen Leasing-Nehmer stellen sich folgende Überlegungen dar:

1. Wie hoch darf die Leasing-Rate seitens der Leasing-Gesellschaft sein, damit diese lediglich einen Verdienst von 8% (p) auf das investierte Kapital erzielt? Das Ergebnis erhalten wir, indem wir die Grundformel nach der Miete M auflösen. Daraus ergibt sich die Gleichung: M=K/Y+S+(K/2)*(P/12)

Die Wartungskosten wurden hier gleich Null gesetzt, da sie vom Kunden an den Hersteller direkt bezahlt werden. Setzt man die entsprechenden Zahlen in diese Formel ein, so erhält man einen Wert von M = 49 418 DM. Einschließlich der Wartungskosten wäre dies eine Rate von 56 918 DM. In Relation zum IBM-Preis könnte dies eine Ersparnis von insgesamt 507 936 DM in 48 Monaten ausmachen. Die Kalkulation kann man nun mit alternativen Zinssätzen durchführen und erhält dazu die entsprechenden Mietbeträge oder Leasing-Raten.

2. Andererseits ist es für einen potentiellen Leasing-Nehmer interessant auszurechnen, wie hoch die Verzinsung seitens der Leasing-Gesellschaft ist. Den Zinssatz erhalten wir, indem wir in der Formel "Interner Zinsfuß" (s. Seiten 12, 13) R = 0 und W = 0 setzen. Dies ergibt folgenden Ansatz: p=(24*Y*(M-S)-24*K)/(Y*K)

Setzt man die entsprechenden Werte in diese Formel ein, so erhält man einen Wert von p = 0,147 oder 14,7% Zinsen.

3. Setzt man in die Formel zur Ermittlung des Kaufpreises wiederum die angebotenen Werte der Leasing-Gesellschaft (M = 55 000 DM) bei Laufzeit von 48 Monaten ein, so kann man ermitteln, welchem Kaufpreis das Leasing-Angebot entspricht. Bei einem Restbuchwert von 0 DM und Wartungskosten von 0 DM, weil diese der Benutzer zahlt, ergibt sich folgender Ansatz: K=24*Y*(M-S)/(24+Y*p)

Setzt man die entsprechenden Werte in diese Formel ein, so erhält man einen Kaufpreis von 2 230 965 DM, d. h. der Benutzer zahlt insgesamt 230 965 DM mehr, als wenn er die Anlage zu einem Preis von 2 000 000 DM zunächst selbst erwerben würde, um sie von einem Bankinstitut zu 8% auf 48 Monate finanzieren zu lassen.

Natürlich ist nicht, gesagt, daß der Benutzer eine Bank findet, die eine Investition von 2 000 000 DM zu 8% finanziert. Es wäre jedoch in manchen Fällen möglich. Man kann daher jedem Leasing-Interessenten nur dringend raten, sich von der Leasing-Gesellschaft sowohl den Kaufpreis als auch die monatliche Leasing-Rate nennen zu lassen, um selbst seine Finanzierung überprüfen zu können. Der Direktkauf von einer Gesellschaft mit Finanzierung über die Hausbank kann in vielen Fällen eine lohnende Alternative sein.