Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung unterstellt jährliche Produktionsausweitung von 10 Prozent:

Computer-Industrie bleibt Wachstumsträger

04.01.1985

BERLIN (CW) - Die bundesdeutsche Büromaschinen- und ADV-Branche (Informations- und Kommunikationsindustrie) wird in den kommenden Jahren weiter zu den wachstumsstärksten Industrien zählen. Wird bis 1990 ein jährliches Wachstum des Bruttosozialproduktes von zwei Prozent unterstellt, so dürfte hier die durchschnittlich jährliche Produktionsausweitung nach DIW-Prognosen bei zehn Prozent liegen.

Gerade der Bereich der automatischen Datenverarbeitung (ADV) zeichnete sich in den vergangenen Jahren durch überdurchschnittliches Wachstum und starke Produktinnovationen aus. Davon zeugt der Zuwachs an Arbeitsproduktivität, die seit 1970 mit jährlich 11,5 Prozent viermal so hoch liegt wie im verarbeitenden Gewerbe.

Künftig, so stellt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin jetzt in einem Bericht fest, wird die Entwicklung in der DV-Industrie vom weiteren Zusammenwachsen der Nachrichten-, Datenverarbeitungs- und Bürotechnik abhängig sein. Unterstützt werde diese Integration nicht nur durch neue Techniken wie Mikroprozessoren der vierten Generation, sondern vor allem durch leistungsfähigere Software, speziell Datenbanksoftware. Ferner gehört dazu die Entwicklung leicht erlernbarer Programmiersprachen.

1983 hatten die Betriebe der deutschen Büromaschinen- und ADV-Branche laut DIW einen Umsatz von 11,5 Milliarden Mark. Dieser dürfte nach den ersten Berechnungen 1984 um 35 Prozent auf 15,5 Milliarden Mark zugenommen haben. Allein der Umsatz der Hardwareproduzenten ist nach jüngsten Schätzungen um 50 Prozent nach oben geschnellt.

Mit einem Produktionswert von 14 Milliarden Mark stagniert dagegen der Büromaschinenmarkt seit 1981. Demgegenüber nimmt die Herstellung von DV-Geräten und Einrichtungen ständig zu. Für 1984 wird mit einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr gerechnet.

Verdreifacht von 3,2 Milliarden Mark im Jahr 1972 auf 8,6 Milliarden Mark in 1983 hat sich die Ausfuhr von Büromaschinen und DV-Geräten. Den Mammutanteil am Ausfuhrwert von Teilen und Zubehör, so das OIW, dürfte auf den Export des IBM-Konzerns entfallen. Immerhin liegen vier der 14 europäischen Werke in Deutschland.

Ein eindeutiger Verdrängungsprozeß auf dem Markt zeigt sich bei traditionellen Büromaschinen aus deutscher Herstellung. Seit 1972 geht deren Export um durchschnittlich jährlich 0,6 Prozent zurück.

Der Import von Büromaschinen und DV-Geräten wie -Einrichtungen hat sich seit 1972 sogar mehr als vervierfacht. Lag der Einfuhrwert für diese Waren zu Beginn der siebziger Jahre bei 2,4 Milliarden Mark, so kletterte er bis 1983 auf 9,5 Milliarden Mark. Mit einem durchschnittlichen jährlichen Anstieg von 14 Prozent lag er über dem Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Einfuhr in Höhe von 11 Prozent.

Insbesondere Teile und Zubehör werden seit 1979 verstärkt eingeführt. Dahinter kommen die Rechner mit einem jahresdurchschnittlichen Wachstum von 15 Prozent. Der größte Teil der DV-Importe entfällt auf Eingabe- und Ausgabeeinheiten. Auch hier hat IBM die Nase vorn, da der Konzern eine Vielzahl dieser Geräte ausschließlich in Großbritannien, Schweden und Italien produziert.

Festzustellen bleibt, daß die Bundesrepublik deutlich mehr DV-Geräte einführt, als sie exportiert. Das Außenhandelsdefizit lag 1983 bei 865 Millionen Mark. 1974 hingegen zeigte die Bilanz noch einen Überschuß von 1,26 Milliarden Mark. Seit diesem Jahr aber stieg die Einfuhr tendenziell stärker als die Ausfuhr.