Minister Matthöfer contra BDV

Computer hat kein Bundesliganiveau

25.06.1976

BONN - "Wenn er gewinnt, ist er ein guter Schachspieler - wenn er verliert, ist das ein Beweis seiner guten Förderpolitik" kündigte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" das Schachmatch Matthöfer contra Computer an Am 31. Man gewann Hans Matthöfer (50) bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in St. Augustin jeweils zwei Partien gegen die GMD-Anlage Siemens 4004/151 mit einem Programm der Universität Bonn sowie gegen eine Cyber 175 in Brüssel, die über das Cybernet an ein GMD-Terminal angeschlossen war und mit der US-Software "Shess" operierte. Erst die dritte Partie gegen die Cyber mußte der Minister mangels Gewinnchance aufgeben. Das geplante Spiel gegen eine IBM 370/ 168 samt zweiter Software der Universität Bonn fiel aus: Die Telefonleitung gab auf, die die Verbindung zum Rechner herstellen sollte.

Der Bundesminister für Forschung und Technologie, der daheim teils mit Frau Traute, teils im Alleingang vorzugsweise anhand russischer Literatur, Schach spielt, erhielt Beifall: "Matthöfer spielt recht gut Schach", kommentierte Dietrich Stobik (37), hauptberuflich bei der GMD für den Einsatz von Informationssystemen für Behörden zuständig, aus Hobby Schach-Bundesliga-Spieler bei den Stuttgarter Schachfreunden und Organisator des Spiels. Von den Computern meinte Stobik allerdings: "Sie hätten absolut keine Chance in der Bundesliga. Die deutschen Schachprogramme sind bescheiden." Hauptzweck der Veranstaltung: "Interesse für die Förderpolitik zu wecken - an einem Beispiel, das wenigstens denen einleuchtet, die Schach spielen können."