TOKIO (VWD) - Ein bedeutendes Absatzpotential auf dem Markt für Computerlernhilfen sehen japanische Mikrohersteller. Die Spanne der Anwendungen reicht dabei, wie einem Bericht der Nachrichtenagentur Jiji Press zu entnehmen ist, vom Kindergarten bis zur Universität.
Die Unternehmen stützten ihre Erwartungen darauf, daß eine Computer-Generation heranwächst, für die die Geräte zum Alltagsleben gehören werden. Gegenwärtig werden zwei Arten elektronischer Lernhilfen angeboten: Eine, mit der Kinder im Vorschulalter und Schulkinder der unteren Klassen mit der Arithmetik vertraut gemacht werden sollen, sowie "elektronische Wörterbücher" für Englisch und "Kanji", die chinesischen Zeichen, die in Japan verwendet werden.
Die Matsushita Electric Industrial Co., die Mitsubishi Electric Corp. und verschiedene andere Hersteller haben Lernhilfen auf den Markt gebracht, mit denen Kinder im Spiel die Grundbegriffe der Arithmetik erlernen können. Ein von Mitsubishi Electric für 16 800 Yen (70 Dollar) angebotenes Produkt teile dem Kind zum Beispiel mit Hilfe einer "synthetischen Stimme" mit, ob seine Antwort richtig oder falsch ist. Die Gesellschaft erwartet, daß die Japaner in den kommenden Jahren mehr und mehr Geld für die Erziehung ausgeben werden. Sie hofft, ihre Lernhilfen verbessern und in Zukunft hochentwickelte Geräte herstellen zu können.
Elektronische Wörterbücher für Englisch werden von Sharp Corp., Casio Computer Co., Canon Inc. und anderen Herstellern angeboten. Ein "sprechendes" Englisch-Wörterbuch von Sharp, das 69 800 Yen (290 Dollar) kostet, enthalte alle in den Lehrbüchern für die "Junior High School" verwendeten englischen Wörter und Idioms. Außerdem vermittle es die Aussprache von 961 Basiswörtern.
Die Hersteller räumen ein, daß die elektronischen Lernhilfen in vielen Punkten noch verbessert werden müßten. Die Sharp Corp. gibt an, daß sie nach einer Reihe technologischer Neuerungen in der Lage sein wird, ein fehlerlos arbeitendes elektronisches Wörterbuch beziehungsweise Übersetzungsgerät herzustellen. Die Entwicklung eines solchen Geräts werde aber lange Zeit beanspruchen. Canon hält die Entwicklung elektronischer Lernhilfen für Physik und Geschichte für möglich, allerdings nicht in der unmittelbaren Zukunft.
In dem Bericht wird angesichts stark rückläufiger Preise für Personal Computer ein Boom bei in Universitäten und Gesellschaften verwendeten computerunterstützten Instruktionssystemen (computer-assisted instruction systems - CAI) für die USA und Europa vorausgesagt. In Japan wurden CAI-Systeme bisher in erster Linie dafür eingesetzt, um zahlreiche Personen auf einmal zu unterrichten. Jetzt wird wegen des Preisrückgangs bei Personal Computern damit gerechnet, daß auch CAI-Systeme für den persönlichen Gebrauch entwickelt werden. Das Marktpotential für diese Systeme wird auf mehr als 900 Milliarden Yen (3,32 Milliarden Dollar) geschätzt. Dabei wird in dem Bericht ein futuristisches Bild gezeichnet: Schüler und Studenten, die nicht mehr zur Schule oder zur Universität gehen müssen, sondern statt dessen mit einem Computer als Lehrer zu Hause lernen.