Spielwarenmesse Nürnberg

Computer erobern das Kinderzimmer

08.02.2002
NÜRNBERG (CW) - Unaufhaltsam setzt sich der Computer nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch im Kinderzimmer durch. Die digitalen Einsen und Nullen machen vor Klassikern wie dem Modellbau, Eisenbahnen und Konstruktionsbaukästen wie Lego oder Fischertechnik nicht Halt.

Fast eine Woche lange wäre Nürnberg im Frühjahr das Mekka der Kids, wenn sie nur Zugang zur internationalen Spielwarenmesse hätten. Dort verschwinden Puppen und Plüschtiere zunehmend hinter Elektronik in vielfältigster Art.

Für jedermann sichtbar ist der Siegeszug der Computer noch in Form der neuen Spielkonsolen von Microsoft und Nintendo. So zeigte Microsoft als Newcomer im Konsolenmarkt seine "X-Box", während Konkurrent Nintendo mit der "Game Cube" als Spielemaschine der nächsten Generation konterte.

Am PC programmiert der Modellflieger neuerdings seine Manöver, um sie dann an eine Funkfernsteuerung von Robbe oder Graupner zu übertragen. Hatten frühere Generationen von Hobbypiloten mit dem "Kleinen Uhu" gerademal ein Freiflugmodell, dessen Flugdauer mit mechanischer Zeitschaltuhr begrenzt wurde, steht den heutigen Luftkapitänen ein ganzes Hightech-Arsenal zur Verfügung. Neben der programmierbaren Funkfernsteuerung halten Präzisions-Kreiselsysteme das Gerät, wie in den großen Vorbildern Flugzeuge und Hubschrauber, in einer stabilen Fluglage. Für den adäquaten Antrieb sorgen dabei Jet-Düsen im Miniformat.

Am weitesten fortgeschritten ist die Konvergenz von Spielzeug und Computer bei den Modelleisenbahnen und Konstruktionsbaukästen. Drehten früher die Lokomotiven in getrennten Abschnitten ihre Kreise, so bestimmt heute der digitale Mehrzugbetrieb das Bild. Über zentrale Steuerpulte dampfen die Loks unabhängig voneinander über ein und dasselbe Gleis. Wer es noch komfortabler will, bekommt etwa bei Märklin mit der Software "Comboard" ein Steuerprogramm, um die Anlage per Mausklick am PC zu bedienen. Dabei kann er wie beim großen Vorbild etwa den Blockbetrieb nachprogrammieren.

Als Programmier-Schnittstelle dient der PC auch bei den Konstruktionsbaukästen von Lego und Fischertechnik. Statt wie früher zum Beispiel Kräne oder Schlösser zu bauen, konstruieren die Kids nun Roboter oder Industrieanlagen, die von komplexen Logikeinheiten gesteuert werden. Diese programmiert der Nachwuchs am PC bei Fischertechnik über strukturierte Ablaufpläne oder bei Legos Mindstorm mit einer eigenen Programmiersprache, die an Visual Basic erinnert.

Zubehör wie Minisensoren oder Kameras runden dabei die Einsatzmöglichkeiten der selbst programmierten und gebauten Roboter ab. Allerdings hätten wir an Lego und Fischertechnik noch eine Frage: Wo bleibt das GPS-Modul (GPS = Global Positioning System), um die Robos wiederzufinden, falls sich diese aufgrund eines Programmierfehlers einmal verlaufen haben? (hi)