Computer-Einsatz

20.01.1984

Angesichts der Häufigkeit, rnit der in letzter Zeit von Technologieschmuggel in den Ostblock die Rede war, könnte leicht der Eindruck entstehen, Uncle Sam beachsichtige, die politische Eiszeit in die Computerwelt zu verlagern. Dabei dürfte sich der neulich bekanntgewordene Technologietransfer über Schweden mehr oder weniger als eine Farce erwiesen haben. Neu an der "Affäre DEC/Müller" scheint allenfalls, daß der Transport diesmal die Nordroute nahm. Sind doch die traditionellen Schmuggelpfade mit den Knotenpunkten Schweiz und Österreich inzwischen schon allgemein so bekannt, daß sogar schon die diesbezüglichen Witze einen Bart bis Moskau haben.

Wozu dann also der ganze Aufruhr? Soll lediglich der Eindruck erweckt werden, die Findigkeit der Detektive sei in letzter Zeit abrupt gewachsen - in der naiven Hoffnung, potentielle Täter abzuschrecken?

Es läßt sich wohl nicht ausschließen, daß die Amerikaner rnit dem Forcieren ihrer Embargobestimmungen ein Eigentor schießen: Lieferanten aus asiatischen Ländern, die die Dinge nicht so eng sehen und für den Begriff "Spitzentechnologie" andere Maßstäbe setzen, könnten sich leicht als lachende Dritte entpuppen. Auch das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" kann auf Dauer nicht alle Industrienationen zwingen, sich Maßnahmen anzuschließen, die vor allem den politischen und wirtschaftlichen Interessen der USA dienen. Zudem müßte Uncle Sam aus der eigenen Geschichte wissen, daß Verbote und Restriktionen illegale Geschäfte oft erst hervorbringen und ein Land - wie es beispielsweise die Prohibition zeigte - zutiefst erschüttern können.