Ein Jahr nach Uccel-Übernahme wieder Akquisition geplant:

Computer Associates will MSA schlucken

08.07.1988

FRAMINGHAM (IDG) - Das Softwarehaus Management Science America Inc. (MSA) hat einen Übernahmeversuch durch den führenden amerikanischen Anbieter von Standardsoftware, Computer Associates International Inc. (CA). zurückgewiesen. Trotzdem will das Management von CA weiter versuchen, den Deal über die Bühne zu bringen - ohne ein "hostile takeover bid" zu lancieren.

CA hatte vergangene Woche den MSA-Aktionären 11,50 Dollar pro Anteilsschein geboten, was sich auf 191 Millionen Dollar für das ganze Unternehmen summieren würde. Hinter dem Akquisitionsversuch steckt neben dem Interesse an MSAs Produktspektrum der Ehrgeiz, das erste Softwareunternehmen mit mehr als einer Milliarde Dollar zu schaffen: Computer Associates hatte 1987 knapp 650 Millionen Dollar umgesetzt, MSA knapp 260 Millionen Dollar. Ein zehnprozentiges Wachstum würde also genügen, um die Zielmarke zu erreichen.

Bei amerikanischen Anwendern stieß die Nachricht nicht auf einhellige Begeisterung. Von der IDG-Wochenzeitung COMPUTERWORLD zu den Fusionsplänen befragt, entfuhr dem Systemplanungschef Peter Ostergard von der A. H. Robins Co. in Richmond/Virginia der Stoßseufzer: "Oh Gott, hoffentlich klappt das nicht!" Den Service bei CA habe er als nachlässig erlebt, während er mit dem MSA-Support äußerst zufrieden sei.

Ungeachtet der Anwenderinteressen begann an den Börsen ein schwunghafter Handel mit MSA-Aktien. Der Kurs schnellte von etwa 7 Dollar auf den von CA gebotenen Kurs von 11,50 Dollar. Unklar ist jedoch, ob hinter den Aufkäufern auch andere Geldgeber stecken als Computer Associates. Aus unternehmensnahen Kreisen war die Vermutung zu hören, auch MSA-Chairman John Imlay und President Bill Graves hätten begonnen, Aktien aus dem Markt zu nehmen, um eine Übernahme zu erschweren. Amerikanische Analysten sind allerdings geteilter Meinung darüber, ob die beiden nur den Preis nach oben treiben wollen oder ob sie einen Zusammenschluß mit einem anderen Unternehmen, etwa einer regionalen Bell-Gesellschaft, anstreben. Klarheit wird erst die um zwei Wochen auf den 12. Juli verschobene Hauptversammlung bringen.

In der Bundesrepublik ist die Management Science America Inc., deren Produkte vor allem die Marktsegmente PPS/Manufacturing und Buchhaltung/Kostenrechnung ansprechen, mit einer kleinen Tochtergesellschaft vertreten. Die MSA Deutschland GmbH & Co. oHG, Düsseldorf/München, setzt nach eigenen Angaben im Jahr etwa zehn Millionen Mark um.

Insider erwarten, daß die Dependance im Falle einer Übernahme in die deutsche CA-Filiale in Weiterstadt integriert wird. Deutschland-Geschäftsführer Derek Saunders zum Thema Übernahme: "No comment, kein Kommentar".