Computacenter sucht seine Service-Nische

01.12.2005
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Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

PAC-Experte Leclerque sieht das ähnlich: "Computacenter wandelt sich immer mehr zum Serviceanbieter, und genau hier findet das Wachstum statt." Dank seiner Größe könne das Unternehmen im Managed-Services-Bereich durchaus mit den führenden Anbietern mithalten. Hinzu komme, dass sich inzwischen fast alle IT-Dienstleister, auch ehemalige Infrastrukturanbieter wie IBM und HP, auf höherwertige Servicebereiche - etwa Applikations-Management und Business Process Outsourcing (BPO) - verlegt haben. Damit könnte sich das Geschäft mit IT-Infrastrukturdienstleistungen nach Einschätzung von Leclerque zu einer interessanten Nische entwickeln, für die Computacenter als Infastrukturspezialist gut positioniert sei.

Services für den Mittelstand

Wachstum erhofft sich Deutschland-Chef Brown zudem von der Anfang des Jahres beschlossenen Fokussierung auf mittelständische Kunden: "Während es den Großkunden vor allem darum geht, mehr Nutzen aus ihrer bestehenden IT zu ziehen und auf diese Weise ihre Kosten zu senken, ist der Mittelstand stärker auf die Anschaffung von IT ausgerichtet", argumentiert der Firmenchef. Damit eröffne sich für Computacenter ein neuer Markt.

Auch Leclerque sieht im Mittelstand noch viel Wachstumspotenzial, speziell für das Servicegeschäft. Zudem sei hier der Druck nicht so groß wie im Großkundensegment: "Ein Großkonzern hat natürlich viel mehr Einkaufsmacht als ein Mittelständler", so der Experte. Zwar sei es nicht einfach, den Mittelstand zu adressieren. Wegen seiner Herkunft - vor der Übernahme durch den britischen Mutterkonzern agierte Computacenter Deutschland als regionaler Anbieter unter dem Namen Compunet - werde das Unternehmen hierzulande aber nach wie vor eher als Systemhaus wahrgenommen. "Dadurch kann Computacenter sein lokales Image mit den Vorzügen eines großen Konzerns verbinden."

Wir sind auf Augenhöhe mit dem Mittelstand

CW: Herr Brown, das erste Halbjahr ist für Ihr Unternehmen enttäuschend verlaufen. Was waren die Gründe?

Brown: Einerseits müssen wir immer noch die Reorganisation des Unternehmens verdauen. Solche Veränderungen kosten Kraft. Zudem hat sich der Markt in der ersten Jahreshälfte schwach entwickelt. Davon waren aber nicht nur wir, sondern alle Anbieter betroffen.

CW: In Großbritannien macht Computacenter besonders der Margenverfall im Hardwareverkauf zu schaffen. Wie entwickelt sich dieses Geschäft in Deutschland?

Brown: Hier haben sich die Margen gegenüber 2004 kaum verändert. Die Preise sinken zwar weiter, aber nicht mehr so stark wie früher.

CW: Schon seit Jahren versucht Computacenter, die Serviceeinnahmen zu verbessern. Offensichtlich ist Ihnen das bislang nicht gelungen.

Brown: Auch in Deutschland hat unser Geschäft unter der Konjunkturschwäche gelitten. Hinzu kam ein Managed-Services-Vertrag, durch den uns Anlaufkosten in Millionenhöhe entstanden sind. Und schließlich wirkten sich einige Vertragsverlängerungen negativ auf die Margen aus. Aber wir freuen uns natürlich, dass diese Beziehungen fortgeführt werden. Das Entscheidende ist, dass das Servicegeschäft wächst.

CW: Werden Sie an Ihrer Servicestrategie festhalten?

Brown: Wir wollen unsere Managed-, Network- und Rechenzentrums-Services weiter ausbauen. Auch die nutzungsabhängige Nutzung von Speicherressourcen ist ein wichtiges Thema. Seit Anfang des Jahres fokussieren wir uns zudem stärker auf den Mittelstand. Hier wächst die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen, vor allem nach Managed Services. Und Computacenter bietet im Vergleich zu großen Anbietern wie IBM oder Accenture einen entscheidenden Vorteil: Wir sind auf Augenhöhe mit dem Kunden.

CW: Damit wächst die Konkurrenz zu Bechtle, aber auch zu den kleineren Systemhäusern.

Brown: Bechtle ist für uns ein ernst zu nehmender Wettbewerber. Was die anderen Systemhäuser betrifft: Einige Anbieter unterhalten seit vielen Jahren gute Kundenbeziehungen auf regionaler Ebene. Dafür verfügt Computacenter über ein wesentlich breiteres Serviceportfolio sowie qualifizierte Mitarbeiter. Außerdem haben erstaunlich viele Mittelständler europäische Serviceanforderungen - und die können nur wir erfüllen.