DV-lnnovation ermöglicht neue Dienstleistung:

"Comput a Car" über Datenbank

24.10.1980

Die Technologische Weiterentwicklung von EDV-Systemen - gerade auch im Kleinrechner-Bereich - schafft die Voraussetzung für neue Anwendungen in vielen Branchen. Darüber hinaus ermöglichen Fortschritte im Hard- und Software-Bereich Unternehmens-Gründungen und erfolgreiche Aktivitäten, die ohne EDV unmöglich wären. Ein Beispiel dafür ist das Anfang dieses Jahres in Kassel gegründete Fahrzeugvermitllungs-Unternehmen "Comput a Car".

Der Gedanke einer Fahrzeugvermittlung in großem Umfang - nach dem Beispiel der Immobilien-Vermittlung - ist nicht neu. Bisher hat es an geeigneten Hilfsmitteln gefehlt, das umfangreiche Mengengerüst - sowohl Angebot als auch Nachfrage - auf einen Nenner zu bringen. Konventionell, also mit Hilfe von Karteikarten, kann das Fahrzeugvermittlungs-Geschäft nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden.

Nachdem feststand, daß zur Lösung der Aufgabe ein EDV-System eingesetzt werden muß, wurden Gespräche mit einer Reihe von EDV-Herstellern geführt. Unter anderem befragte man auch die Siemens AG, zu der bereits - durch die Installation von Siemens-Fernschreibern - Kontakte bestanden. Nach einer überschlägigen Bedarfsermittlung und der Erstellung eines Pflichtenheftes konkretisierte sich ein Siemens-System 6.620 als geeignete Anlage heraus.

Mengengeschäft nicht von Hand

"Dabei war anfangs nicht an eine computergestützte Fahrzeugvermittlung gedacht", berichtet Peter Ströhlein, Geschäftsführer des Unternehmens, "das Mengengerüst hatte jedoch bereits nach kurzer Zeit solche Dimensionen angenommen, daß dem Problem manuell nicht mehr beizukommen war". Zu diesem Zeitpunkt brachte Siemens den neuen Datenbank-Rechner DBR auf den Markt. Der Rechner entsprach exakt den Vorstellungen des Anwenders und führte auch zu einer raschen Entscheidung für das System.

Zwei Wochen für die Programmierung

Die Firma "Comput a Car" wurde im Dezember 1979 gegründet; offizielle Eröffnung war am 12. Januar 1980. Mit der Eröffnung wurde auch

das neue EDV-System in Betrieb genommen. Die Applikation wurde im wesentlichen mit Hilfe der anwendungsnahen Systemsoftware des Datenbankrechners DBR realisiert. Der Aufwand für individuelle Programmierung beschränkte sich auf 14 Tage zur Erstellung eines Programms für die Angebots-Schreibung. Die übrigen Anwendungen, also der Maskenaufbau, die Gestaltung der Listenbilder über Listbild-Generator, die Stammdaten-Verwaltung und der Aufbau der Programmkreise konnte ausschließlich mit der Datenbank-Systemsoftware verwirklicht werden.

Der Siemens-Datenbankrechner DBR basiert hardwaretechnisch auf dem Basis-Datensystem 6.000 von Siemens, und zwar auf den Modellen 6.620 und 6.640. Die Datenbank ist nach dem Konzept des "Relationenmodells" aufgebaut. Die einzelnen Datenbestände sind assoziativ verknüpft, das heißt durch ihren Inhalt und nicht durch einen Zeiger. Durch die zentrale Verwaltung der Datenbank und der einzelnen Dateien sowie durch die Datenunabhängigkeit der Programme wird Redundanz vermieden. Einmaliges Updaten macht die Datenbank für alle Programme in aktueller Form verfügbar.

Drei Anwendungskreise realisiert

Bei "Comput a Car" wurden im wesentlichen drei Anwendungskreise realisiert: eine "Kfz-Relation" für die Fahrzeug-Verwaltung, eine "Adreß-Relation" mit Anschriften und Stammdaten der privaten und gewerblichen

Fahrzeug-Anbieter und eine "Käufer-Relation" für Interessenten, deren

Fahrzeug-Wünsche aktuell nicht zu erfüllen sind. Während die Kfz- und Adreß-Relation im Dialogbetrieb arbeiten, ist die Käufer-Relation im

Batchprocessing realisiert. Zur Zeit können 99 Prozent aller Fahrzeug-Wünsche erfüllt werden.

Die Kfz- und Adreß-Relationen werden normalerweise angelegt, wenn sich ein Verkäufer (Händler oder Privatmann) bei "Comput a Car" meldet. Grundlage für die Erfassung im Dialog ist ein Formular, aus dem alle relevanten Daten hervorgehen. Das Formular enthält sowohl die Daten für die Kfz-Relation, die verschiedenen Attribute wie Farben und Zubehör sowie die Daten für die Adreß-Relation. Alle Angaben aus diesem Formular werden in das Computersystem (Foto) eingegeben und stehen dann maximal sechzig Tage zur Verfügung.

Für jeden Fahrzeug-Typ wurde ein eigener Typenschlüssel entwickelt, der aus einer siebenstelligen Zahl besteht. Wenn ein PKW oder Motorrad nach sechzig Tagen gelöscht wird (Kfz-Relation), wird automatisch auch der Verkäufer (Adreß-Relation) gelöscht. Anschließend gibt der Daten-Bankrechner eine zusammenfassende Liste aller zur Löschung freigegebenen Privatanbieter aus (mit den wichtigsten Personen- und Fahrzeug-Stammdaten). Diese Löschung wird allerdings nur bei Privatkunden vorgenommen; bei Autohäusern bleiben die Verkäufer-Stammdaten im System, da sich in der Regel noch weitere Fahrzeuge dieses Anbieters in der Datenbank befinden.

Für gewerbliche Kunden wird im Rhythmus von etwa vierzehn Tagen eine "Korrektur-Liste" ausgedruckt, die vom Autohaus zu aktualisieren ist. Verkaufte Fahrzeuge werden gestrichen, neue PKW können angegeben werden.

Für jeden Interessenten wird ein "Suchauftrag" ausgefüllt und ins System eingegeben. Dem Kaufwilligen wird anschließend ein Angebot ausgedruckt, auf dem sechs Fahrzeuge mit Kilometerstand, Preis und Baujahr aufgeführt sind. Außerdem können geografische Gesichtspunkte (Postleitzahl-Selektion) berücksichtigt werden. Auf Wunsch kann ein potentieller Käufer jedoch auch das Gesamtangebot erhalten.

45 Prozent ausgelastet

Der gegenwärtige Bestand von etwa 4500 im System gespeicherten Fahrzeugen entspricht einer Kapazitätsauslastung von rund 45 Prozent der installierten Plattenspeicher. Insgesamt können zirka 10 000 Kraftfahrzeuge im DBR abgespeichert werden. Die bei "Comput a Car" installierte Konfiguration besteht aus der Zentraleinheit des Datenbankrechners mit 120 KB Hauptspeicher-Kapazität, ferner aus einem Magnetplatten-Laufwerk mit 2 x 16 MB Speicherkapazität (Fest-/Wechselplatten), einem (Matrix-) Drucker mit einer Leistung von 180 Zeichen pro Sekunde und einem EDV-Arbeitsplatz mit Bildschirm und Tastatur.