Compuserve Network Services plant Internet-Gateway Nationale X.400-Anbieter rufen einen Netzverbund ins Leben

10.03.1995

MUENCHEN (CW) - Eine groessere Verbreitung des Standards fuer elektronischen Dokumentenaustausch X.400 strebt die Ursa Major International (UMI) durch laenderuebergreifende Services und guenstige Tarife im Vergleich zu X.25 an. Der Diensteanbieter hat zu diesem Zweck mit der Compuserve Network Services Division einen Kooperationsvertrag geschlossen.

Hinter UMI verbergen sich derzeit Gesellschafter aus vier Nationen, die jeweils in ihrem Land als Betreiber einer Administrative Management Domain (ADMD) im X.400-Netzwerk auftreten. Die ADMD - ein X.400-Knoten - vermittelt sowohl nationale als auch internationale elektronische Dokumente, seien es E-Mails, Textdokumente, Grafiken, EDI oder CAD.

Als deutscher ADMD-Operator fungiert die in Muenchen ansaessige Profile Software Engineering GmbH, die auf X.400-, EDI- und Multimedia-Loesungen spezialisiert ist. Derzeit umfasst UMI neben Profile noch ADMD-Betreiber in Oesterreich, der Schweiz und Daenemark. 1995 soll laut UMI-Geschaeftsfuehrer Peter Sattler der X.400-Verbund des Unternehmens auf die Staaten Grossbritannien, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Griechenland und skandinavische Laender ausgedehnt werden.

Die Verbindung der UMI-Server erfolgt, wie jetzt in Muenchen bekannt wurde, ueber das Value Added Network der Compuserve Network Services Division. Der Vertrag sieht ferner vor, dass sich UMI-400- Anwender weltweit ueber die 420 Zugangsknoten von Compuserve in das Netz einwaehlen koennen. Compuserve zaehlt laut Peter van Camp, Vice- President European Sales, derzeit rund 22,6 Millionen Teilnehmer, wovon 200000 auf Europa entfallen. Monatlich verbucht der Online- Dienst einen Zuwachs von rund 80 000 Nutzern.

"Wir wollen nicht als Carrier in den Wettbewerb treten, sondern verstehen uns als Service-Provider von A bis Z", skizzierte Profile-Geschaeftsfuehrer Bernhard Roos die Stossrichtung der UMI. Roos bedauerte in diesem Zusammenhang, dass die gesamte X.400-Welt bislang nicht richtig in Gang gekommen sei. Als Ursachen dafuer nannte er den bisher technisch schwer realisierbaren sowie kostspieligen Zugang zu X.400-Services.

Die Erfolglosigkeit von X.400 will UMI jetzt durch ein gestaffeltes Angebot aus einer Hand beenden. Eines der wichtigsten Kriterien ist dabei eine einheitlich gueltige Tarifstruktur fuer alle UMI-Kunden, die unter den X.25-Gebuehren der Carrier liegen soll. Als wesentliches Manko von X.400 galt in Fachkreisen bisher die von ADMD zu ADMD unterschiedliche Preisstruktur. Ausserdem bietet der X.400-Verbund seinen Kunden die Moeglichkeit des One- Stop-Shopping mit zentralem Projekt-Management, globaler Installation sowie lokalem Einkauf.

Neben Compuserve realisiert UMI auch Zugaenge ueber ISDN, X.25, TCP/IP und Waehlleitungen zum X.400-Netz. Zum Portfolio gehoeren ferner Netzdienste, und Gateways zu allen gaengigen E-Mail-Systemen, wie MS-Mail, cc:Mail, MHS, Lotus Notes, WP Mail, HP Open Mail, Internet, Dec All-In-One, Memo und Profs.

Einen wesentlichen Vorteil der X.400-Loesungen sieht UMI in der Sicherheit des OSI-Protokolls. Im Gegensatz zum Internet erfolgen in X.400 zeitkritische Kontrollen samt Rueckmeldung und Bestaetigung.

Apropos Internet: Anlaesslich der Pressekonferenz kuendigte Compuserve Network Services auch ein Gateway zu diesem Netz an. Die von Spry entwickelte Loesung wird laut Luana Raveane, European Account Manager, in den USA bereits von den ersten Kunden getestet und soll in drei Monaten auch den Compuserve-Kunden in Europa angeboten werden.