GE-Tochter ist wieder profitabel

Compunet zeigt sich als Dienstleister

01.03.2002
MÜNCHEN (gh) - Die Zeiten des reinen "Box Movings" sind endgültig passé; künftig will man sich eher an IBM Global Services, EDS & Co. messen. So lässt sich plakativ die Neuausrichtung der GE Compunet Computer AG zusammenfassen. Die Tochter des US-Mischkonzerns General Electric hat nach offenbar erfolgreicher Restrukturierung wieder Oberwasser und will stärker denn je auf das Geschäft mit IT-Services setzen.

Es war ein sichtlich zufriedener Compunet-Vorstandschef Johannes Meier, der sich vergangene Woche vor Journalisten in München präsentierte. Nach einem operativen Vorsteuerverlust von 31 Millionen Euro im Jahr 2000 schloss das Unternehmen das abgelaufene Geschäftsjahr 2001 (1. Januar bis 31. Dezember) mit einem Ebit von 28 Millionen Euro wieder deutlich positiv ab, auch wenn der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr von 1,22 auf 1,10 Milliarden Euro zurückging. In allen vier Quartalen sei man profitabel gewesen, betonte Meier, der den gelungenen Turnaround vor allem auf zwei Faktoren zurückführte: eine Senkung der Kosten um 20 Prozent sowie die Konzentration auf "profitable Umsätze".

"Wir gingen bei Ausschreibungen bis an unsere Grenzkosten und zogen dann zurück", erklärte der Compunet-Chef freimütig den Umstand, dass sich sein Unternehmen aus dem vor allem vom inzwischen insolventen Wettbewerber M+S angezettelten Preiskampf in der deutschen Systemhauslandschaft verabschiedet hat. Mit spürbaren Ergebnissen: So stieg 2001 die Bruttomarge bezogen auf den Gesamtumsatz trotz des 14-prozentigen Rückgangs der Einnahmen um 17 Prozent. Neun Millionen Euro weniger Produktgeschäft bedeuteten beispielsweise unter dem Strich eine um 19 Millionen Euro verbesserte Produktmarge, erläuterte Meier mit weiteren Kennziffern aus der Bilanz die Devise bei Compunet, "nicht mehr jeden Umsatz um jeden Preis mitzunehmen".

Darüber hinaus habe sich auch der Abbau von 300 Mitarbeitern "positiv ausgewirkt", nahm Meier noch einmal Bezug auf die zuletzt schwierige Phase, die der Münchner IT-Händler und -Dienstleister zu bewältigen hatte. Mitursächlich für die Konsolidierung auf der Personalseite war natürlich auch die Integration der Vertriebs- und Servicemannschaft der im vergangenen Jahr übernommenen Computacenter Deutschland GmbH, so dass sich die Mitarbeiterzahl insgesamt sogar auf knapp 3700 erhöhte. "Inmitten einer schwierigen Marktlage mit dem Beginn der Reseller-Konsolidierung" habe sich Compunet gut behauptet, hob Meier mit Anspielung auf die Massenentlassungen in weiten Teilen der IT-Industrie hervor.

Für das eigene Marktumfeld prognostizierte er "mindestens noch ein schwieriges Jahr". Man dürfe sich jetzt nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. So sei noch die eine oder andere überraschende Entwicklung im Zusammenhang mit dem Direktvertrieb wichtiger Hersteller denkbar, spielte Meier auf den noch offenen Ausgang der Fusion HP/Compaq an.

Kunden zögern bei der AuftragsvergabeWenn nichts Dramatisches passiere, werde man jedoch das operative Ergebnis und den Umsatz zweistellig steigern können. Im Prinzip seien viele große Projekte bei den Kunden "in der Pipeline", doch der Zeitpunkt der Auftragsvergabe werde angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage so lange wie möglich hinausgezögert.

Spannend dürfte Meier zufolge auch die weitere Entwicklung bei den Systemhäusern werden. "Wir stehen erst am Beginn der Reseller-Konsolidierung in Deutschland", betonte der Compunet-Chef. Gefährdet seien vor allem mittlere Unternehmen mit 200 bis 500 Millionen Euro Umsatz. "Die kennen ihre Kosten nicht beziehungsweise haben sie nicht im Griff."

Es sei "unglaublich", wie viele dieser Firmen inoffiziell bereits zum Kauf angeboten würden. Ob Compunet von einer etwaigen weiteren Marktbereinigung in hohem Maße profitieren könne, ließ Meier offen, denn die Umsatzstrukturen vieler dieser Wettbewerber seien mangels Marge "ungesund". Gleichzeitig stellte er jedoch auch klar, dass man in München nach der Insolvenz von M+S und dem Verkauf von Systematics an EDS außer der Bechtle-Gruppe keinen ernsthaften Wettbewerber im klassischen Systemhausumfeld mehr sehe.

Wobei dieses Geschäft für Compunet ohnehin immer unbedeutender zu werden scheint - jedenfalls ausgehend von der bisherigen Definition. "Wir waren Tabellenführer in der Regionalliga, die wird jetzt aber abgeschafft. Deshalb müssen wir den Sprung in die Bundesliga schaffen", machte Meier mit Hilfe der Fußballersprache den neuen Anspruch seiner Company deutlich. Neben dem erneut bekräftigten Ziel, in absehbarer Zeit 50 Prozent des Umsatzes mit Services zu erzielen (im Geschäftsjahr 2001 waren es knapp 27 Prozent), wolle man sich, so der Compunet-Chef, stärker denn je mit den großen IT-Dienstleistern wie IBM Global Services, EDS oder T-Systems messen. "Nicht in der Breite der Skills, aber punktuell."

Bei Compunet versteht man darunter die Erweiterung und Vereinheitlichung der Leistungsangebote im Bereich Managed-Services und Support-Services sowie das Angebot einer "differenzierten Systemintegration" bei den wichtigsten IT-Infrastrukturthemen der Anwender. Hierbei seien Web-Enabling und -Hosting, Middleware/Integration, IT-Security sowie Server- und Speicherkonsolidierung die "Megatrends" und damit auch die "Ankerthemen" für Compunet (siehe Abbildung) hieß es weiter.

Abb: Die neuen "Ankerthemen" bei Compunet

Prioritäten: "Web-Enabling" in all seinen Facetten hat sich Compunet auf seine Fahnen geschrieben. Quelle: Compunet