Component Ware

03.02.1995

Component Ware ist ein neues Schlagwort mit einer langen Geschichte. Im Kern ist damit nichts anderes als eine modular aufgebaute Software gemeint. Fuer Programmierer hiess das frueher, Subroutinen oder Anwendungsergaenzungen ueber eine sprachenspezifische Schnittstelle aufzurufen. So besteht zum Beispiel das Betriebssystem Unix weitgehend aus Bibliotheken voller Routinen, die beim Booten zu einem Runtime-System zusammengebunden werden.

Das Besondere an Komponenten ist nun, dass die Subroutinen inzwischen als Objekte vorliegen, die zumindest prinzipiell auch ausserhalb der Anwendung nutzbar sind, fuer die sie urspruenglich geschrieben wurden. Ziel heutiger Entwicklungen, wie sie etwa von IBM, Apple und Novell/Wordperfect im Rahmen des Opendoc-Projekts betrieben werden, ist es, bisher homogene Anwendungen wie etwa eine Textverarbeitung oder eine Tabellenkalkulation aufzuspalten. Der Anwender soll selbst entscheiden, welche Teile er wirklich braucht, oder ob es sich vielleicht lohnt, eine rudimentaere Textverarbeitung mit Spreadsheet-Features zusammenzustellen.

Dieses Modularisierungsverfahren wird auch bei der Gestaltung moderner DV-Infrastrukturen eingesetzt. Dort geht es vor allem um die Kommunikation zwischen Anwendungen unterschiedlicher Systemplattformen ueber heterogene Netze hinweg. An diesem Ziel arbeitet fast die gesamte DV-Branche im Rahmen des von der Object Management Group (OMG) entwickelten Standards Common Object Request Broker Architecture (Corba).

Aufgrund der Dominanz von Microsoft am PC-Markt sind derzeit die Visual-Basic-Erweiterungen Visual Basic Extensions (VBX) und deren objektorientierte Nachfolger OLE Control Extensions

(OCX) am meisten verbreitet. Sie stellen Anwendungskomponenten dar, die der Entwickler mit wenig Aufwand zu einer neuen Applikation zusammensetzen kann. Verwenden lassen sie sich nur im Windows-Umfeld sowie in Programmierumgebungen, die Microsofts VBX- und OCX-Spezifikation unterstuetzen.

Aehnliche Konzepte verfolgen auch andere Unternehmen wie zum Beispiel Novell mit dem inzwischen auf Eis gelegten Appware oder Sun mit seinem Projekt Distributed Object Everywhere (DOE). Sun geht davon aus, dass sich die Softwarehersteller zunehmend auf die Vermarktung von Komponenten verlegen werden.