Parallelisierung ist das A und O

Compiler für Intels 64-Bit-CPUs sind eine Frage von Jahren

25.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Intels nächste Prozessorgeneration wird erstmals als 64-Bit-Architektur ausgelegt sein. Das ist bekannt. Weniger häufig spricht der Hersteller darüber, wie lange es dauern wird, bis überhaupt Applikationen verfügbar sind, die die Technologie der IA-64-Chips ausnutzen können.

Das Herzstück der für Mitte 2000 angekündigten Prozessoren ist die Technologie "Explicitly Parallel Instruction Computing" (Epic). Deren wesentliches Charakteristikum ist die simultane Verarbeitung mehrerer Befehle. Dieser interne Parallelismus hat erhebliche Vorteile, wenn auf den Chips laufende Anwendungen Epic auch nutzen können. Er bringt nichts, wenn Applikationen weiterhin sequentiell arbeiten.

Für Intels neue IA-64-Chips kommt es also im wesentlichen auf hochleistungsfähige Compiler an, die auch bei 32-Bit-Anwendungen erkennen können, welche Teile des Softwarecodes sich parallelisieren lassen. Im Prinzip steht und fällt zumindest der Anfangserfolg der neuen Intel-Architektur mit dem Parallelisierungsvermögen "alter" Anwendungen.

Nathan Brookwood, Berater in Prozessorfragen bei "Insight 64", meint, daß fast alle Datenbanken, Tabellenkalkulationen, CAD/ CAM-Anwendungen sowie Web-Browser-Applikationen keinen Parallelismus unterstützen.

Brookwood und Michael Slater, Chipspezialist von Microdesign Resources, sind sich einig, daß es eine ausgesprochen anspruchsvolle Aufgabe ist, einer Anwendung Parallelismus beizubringen, die hierfür ursprünglich gar nicht vorgesehen war. Slater rechnet deshalb damit, daß es bis zu vier Jahre dauern wird, bis IA-64-Compiler mit effektiven Möglichkeiten zur Parallelisierung von Applikationen entwickelt sein werden.

Intel hat derweil angekündigt, eigene Compiler für die Sprachen "C", "C++" und "Fortran" zusammen mit der ersten Generation von IA-64-CPUs auf den Markt zu bringen. Diese würden, so das Versprechen, reibungslos in die Microsoft- und NT-Welt eingebunden werden können.