"Andromeda" wird wassergekühlt

Comparex' 9930/40-Mainframes stechen Big Blues 3090/600 aus

08.06.1990

FRANKFURT (zek) - Ende März hielt man sich bei der Hitachi Data Systems noch bedeckt, wollte zum "Andromeda"-Rechner keine Aussagen machen: Comparex lüftete jetzt den Schleier des wassergekühlten Mainframes, der die IBM das Fürchten lehren soll.

Die Mainframes mit der Bezeichnung 9930 und 9940 sind gegenüber früheren Modellen nicht mehr luftgekühlt, sondern erfordern wegen der hohen Packungsdichte der Chips im neuen System eine Wasserkühlung. Die luftgekühlte Kompaktbauweise hat den Vorteil, daß die Installation der Rechner und die Wartung wesentlich preisgünstiger ist als bei Rechnern mit der aufwendigen Wasserkühlung. Jedoch nicht das gesamte System ist wassergekühlt: Beim Hauptspeichermodul blieb man bei der Luftkühlung.

Der technische Aufbau der beiden Rechner orientiert sich an der typischen IBM-Mainframe-Architektur, bestehend aus System-Control-Unit, Hauptspeicher und "Expanded Storage". Der Erweiterungsspeicher der bis zu 4 GB umfassen kann wurde - ein Novum bei Hitachi-Systemen - ausgegliedert.

Brilinger: Genügend Spielraum nach oben

Beim Modell 9930 handelt es sich um eine Dreiprozessor-Maschine, bei der 9940 um ein Vierprozessor-System, das außerdem über zwei System-Control-Units verfügt. Der Speicher beider Systeme kann von 128 MB auf 2 GB ausgebaut werden. Modell 9930 läßt sich mit 16 bis 24 Kanälen ausstatten, Modell 9940 mit 32 bis 48. Damit wird ein Datendurchsatz von 384 MB/sec (9930) beziehungsweise 768 MB/sec (9940) erreicht.

Das "kleinere" Modell 9930 schafft rund 115 MIPS, was der Leistung des größten IBM-Systems 3390/600 entspricht. Nach oben, so Comparex-Chef Rolf Brillinger, bestehe aber noch genug Spielraum. Detailliert wolle man sich jetzt noch nicht äußern, um auf technische Neuerungen und Leistungsdaten der Summit von IBM reagieren zu können.

Die Systemelektronik ist in ECL-Technologie ausgelegt. Die Module bestehen aus 44 Layers, auf jedem ECL-Chip konnten rund 12 000 Gatter untergebracht werden, und die Schaltzeit wurde von 210 Pico-Sekunden (ps) auf 70 ps herabgesetzt. Entgegen früherer Gerüchte, daß auch Gallium-Arsenid-Chips zum Einsatz kämen, handelt es sich beim neuen Hitachi Comparex-System um eine reine Siliziummaschine. Als Betriebssysteme kommen die IBM-Standardbetriebssysteme MVS/ ESA, MVS/XA und VM/XA in Frage. Unix sieht Brillinger im Augenblick noch nicht als wirtschaftlich tragfähiges Mainframe-Betriebssystem.

"Wegen der neuen flexiblen Preispolitik der IBM" wollte Brillinger noch keine Preisangaben für die ab dem zweiten Quartal 1991 verfügbaren Systeme machen. Er meinte aber, Comparex werde wohl 15 bis 20 Prozent unter dem MIPS-Preis der IBM liegen.