Mehr als ein Gag: Der in die Tastatur integrierte Scanner

Compaq zeigt mit Presario-Linie Internet-PCs die kalte Schulter

02.02.1996

Wie Manfred Hasseler, beim PC-Primus fuer das Privatkundengeschaeft zustaendig, sagte, verlangen Anwender ganz eindeutig nach mehr Funktionalitaet (vgl. Interview auf dieser Seite). Erhebungen von Marktforschungsinstituten liessen dies deutlich erkennen. Auch die Absatzzahlen der Presario-Rechnerlinie spraechen diesbezueglich eine deutliche Sprache.

Compaq hatte die Presario-Familie auch in der Vergangenheit bereits mit Komponenten wie TV-Tunern, CD-ROM-Laufwerken, Lautsprechern oder etwa Faxmodems ausgestattet, die den Funktionsumfang der PCs erheblich erweiterten.

Vorreiter einer Produktstrategie, bei der der Computer nicht als bessere Schreibmaschine verkuemmert, sondern sich zur umfassenden Informationsstation auswaechst, sind auch Unternehmen wie Packard- Bell oder die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI). Mittlerweile bieten fast alle PC-Hersteller Zusatzkomponenten fuer die Audio- und Videoverarbeitung an.

Glaubt man dem Compaq-Manager, so werden Internet-PCs hoechstens als komplementaere Geraete neben den zunehmend leistungsfaehigeren Rechnern Fuss fassen koennen.

Compaq, Nummer eins nach der Zahl weltweit ausgelieferter PCs, bestueckt die ab Februar 1996 erhaeltlichen Presario-Modelle mit einer ganzen Palette von Komponenten. Ein Alleinstellungsmerkmal koennen die Texaner mit ihrer neuen Tastatur reklamieren, in die sie einen Graustufen-Scanner einbauten. Das Tastenwerk gehoert beim Presario-Modell "7226" zum Standardlieferumfang, ist aber optional auch fuer andere Compaq-PCs erhaeltlich. Darueber hinaus kann das Scanner-Keyboard an alle gaengigen Markenrechner angeschlossen werden. Solo wird es, so Hasseler, rund 600 Mark kosten.

PC-Anrufbeantworter unterscheidet Stimmen vom Fax

Zur Tastatur gehoert neben dem "Textbridge"-OCR-Tool von Xerox eine Scan-Software, die automatisch zu arbeiten beginnt, sobald ein Dokument in das Eingabegeraet eingefuehrt wird. Zur Ansteuerung des Scanners, der mit 200 x 400 dpi Aufloesung arbeitet, ist keine Schnittstellen-Karte noetig.

Noch konsequenter als Compaq betreibt Canon die Strategie des flexiblen PCs. Bereits seit laengerem bauen die Japaner in ihre "BN-200C"-Notebooks der "Compri"-Linie einen Drucker ein. Bei ihren gerade erst vorgestellten BN-700C-Modellen kann der Anwender den Druckkopf des integrierten Schwarzweiss- oder Farbdruckers gegen einen Graustufen-Scannerkopf austauschen. So besitzt er auf Reisen einen PC, einen Drucker und einen Scanner.

Compaq liefert die neuen Presario-Modelle zudem mit MPEG-Software aus. MPEG ist ein Standard fuer die Wiedergabe von Videosequenzen, den die Moving Picture Experts Group kreierte. Mit diesem Werkzeug koennen etwa Filme von Video-CDs abgespielt werden.

Ausserdem lassen sich die Presario-PCs als Telefonanlage mit Full- Duplex-Technologie einsetzen. Das heisst, Anwender sind in der Lage, mit den PCs "normal" zu telefonieren anstatt, wie beispielsweise bei Walkie-Talkies, nur nacheinander sprechen zu koennen (halb-duplex). Um diese Funktion nutzen zu koennen, benoetigt man laut Compaq-Angaben bestimmte Presario-Monitore mit integrierten Mikrofonen, die wie Full-Duplex-Freisprechtelefone arbeiten. Anrufbeantworterfunktionen gehoeren zum Lieferumfang. Die Software erkennt auch, ob eine Stimme oder ein Faxgeraet am anderen Ende der Leitung eine Nachricht absenden will und verarbeitet die eingehenden Informationen entsprechend. Neben einem Faxmodem gehoeren auch ein T-Online-Dekoder und die Finanzsoftware "Quicken" zur Ausruestung der mit Pentium-Prozessoren (von 75 bis 133 Megahertz Taktrate) rechnenden PCs.

Compaq liefert die Systeme mit Windows 95, MS-Works, Compuserve- Software und dem "Media Pilot" aus, einem Tool zur Steuerung von Multimedia-Anwendungen.