Speichertechnologie soll SAN-Komponenten vereinheitlichen

Compaq will mit Versastor Plattformgrenzen sprengen

16.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Mit der Virtualisierungstechnik "Versastor" verspricht Compaq, die Grenzen zwischen heterogenen Speichersystemen im Netz niederzureißen. Der Konkurrent Sun Microsystems verfolgt mit "Jiro" seit längerem ein ähnliches Ziel und will in diesen Tagen Fortschritte melden. Compaq dürfte den Zeitpunkt seiner Ankündigung daher nicht zufällig gewählt haben.

Die Versastor-Technologie soll es IT-Verantwortlichen ermöglichen, unternehmensweit zugängliche Speicher-Pools aufzubauen. Dabei ließe sich Storage-Hard- und Software von unterschiedlichen Herstellern einsetzen. "Unternehmen werden in der Lage sein, die Grenzen zwischen Speichersystemen aufzubrechen, die sie von verschiedenen Anbietern gekauft haben", rührte Howard Elias, Chef von Compaqs Storage Products Group, die Werbetrommel. Damit seien einmal getätigte Investitionen geschützt.

Das in diesem Zusammenhang nicht mehr ganz neue Zauberwort heißt Virtualisierung. Gemeint ist damit eine logische Sicht auf Speicherressourcen über so genannte virtuelle Platten (Virtual Disks). Unterhalb dieser Abstraktionsebene würden Daten wie bisher physikalisch auf unterschiedlichsten Speichergeräten liegen. Mit Hilfe der virtuellen Platten könnten Speicherressourcen verschiedener Größen beliebigen Anwendern, Anwendergruppen oder Applikationen zugeteilt werden. Sicherungsläufe beispielsweise ließen sich schneller und auch über Plattformgrenzen hinweg realisieren.

Nach dem Compaq-Konzept würden heterogene Speichersysteme in einem Speicher-Pool zusammengefasst. Über ein Storage Area Network (SAN) würde sich dieser Pool für den Verwalter und die Benutzer wie eine einzige große Speicherressource darstellen. Storage-Funktionen wie Backup und Recovery ließen sich ohne Einschaltung von Servern erledigen. Über die SAN-Anbindung sei der Datenzugriff auch über große Entfernungen hinweg möglich. Kapazität und Verarbeitungsleistung ließen sich nahezu beliebig skalieren. Ein Datenpool auf Basis der Versastor-Technik sei darüber hinaus unabhängig von den installierten Anwendungen und Dateisystemen.

Produkte sind erst im Jahr 2001 verfügbarVoraussetzung für die Realisierung der Compaq-Visionen ist allerdings, dass möglichst viele Hersteller von Speicherhard- und Software ihre Produkte an die Versastor-Spezifikationen anpassen. Dazu müssten sie eine Lizenz erwerben. Diesbezüglich verhandele man mit mehreren Unternehmen, teilt Compaq mit. Produkte, die auf der Versastor-Technik basieren, werden erst im Jahr 2001 verfügbar sein.

Compaq plant, die Versastor-Technik zu einem De-facto-Industriestandard zu machen und setzt dabei zunächst auf strategische Partnerschaften. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die Spezifikationen einschlägigen Standardisierungsgremien vorgelegt werden. Das hehre Ziel sei ein offener Industriestandard, verkünden die Marketiers der Texaner.

Mit dem gleichen Ziel bewarb Sun allerdings schon vor einem Jahr seine Jiro-Initiative. Die Kalifornier haben einen Standardsatz von Java-APIs definiert, mit denen die Verwaltung von Geräten und Anwendungen verschiedener Hersteller in heterogenen Speichernetzen stark vereinfacht werden soll. Bis heute ist die Technik allerdings nur schleppend aus den Startlöchern gekommen. Der Grund liegt in der bisher unzureichenden Unterstützung durch die Speicheranbieter.