Konkurrenzkampf auch unter EISA-Herstellern von entbrannt

Compaq schwimmt auf der Vorstellungs-Welle obenauf

17.11.1989

MENLO PARK (IDG) - Es ist wieder die hohe EISA-Zeit: Mit Compaqs Vorstellung von zwei Rechnersystemen, die auf dem neuen Busstandard basieren, und drei weiteren Anbietern von Rechnern mit der erweiterten Industriestandardarchitektur rundet sich das Bild einer Gruppe von PC-Herstellern ab, die mit leistungsstarken Systemen IBMs Mikrokanal-Maschinen in die Schranken verweisen wollen.

Von dem neun Mitgliedern der EISA-Gang, die von Compaq angeführt wird, hatten bislang nur HP und Olivetti mit seit langem angekündigten IBM-Konkurrenzprodukten aufwarten können. Die anderen sieben - Compaq, AST, Zenith, NEC, Wyse, Epson und Tandy - hielten sich bedeckt. Jetzt verließen mit Compaq, Zenith und NEC drei weitere Konkurrenten ihre Deckung und zeigen, was bei ihnen Stand der Technik darstellt.

Erste Stimmen aus dein Kreis der nur scheinbar verschworenen Neunerbande machen jetzt auch klar, daß nicht überschwengliche Solidaritätsgefühle den Schulterschluß der verschiedenen Hersteller ermöglichten, sondern klares Kalkül.

Kein Grund mehr, zusammenzukommen

Robert Puette, General Manager der Computer Group bei HP, drückt es deutlich aus: "Jetzt, wo wir mit EISA-Produkten auf dem Markt sind, gibt es eigentlich keinen Grund mehr, in Zukunft weiterhin zusammenzukommen; Wir haben uns ja grundsätzlich auch nicht als Freunde, sondern als Erzkonkurrenten zusammengefunden, die gemeinsam einen Busstandard etablieren wollten."

In das gleiche Horn bläst Compaq-Chairman Rod Canion. Für ihn besteht der einzige Grund zur weiteren Zusammenarbeit und zu Gesprächen darin, sicherzustellen, daß die grundsätzlichen Voraussetzungen und Bedingungen für einen gemeinsamen technologischen Standard nicht auseinanderdriften. "Darüber hinaus ist jeder auf sich gestellt, und wird jeder versuchen, sich vom anderen zu unterscheiden und so früh wie möglich am Markt präsent zu sein."

Wichtig für alle EISA-Vertreter bleibt allerdings, daß keiner von den umfangreichen Spezifikationen für die Erstellung des Busstandards abweicht, um die grundsätzliche Kompatibilität unter den einzelnen EISA-Maschinen zu gewährleisten. "Die Spezifikationen liegen fest, sind 300 Seite" lang und sehr formalisiert.

Kochbuch für EISA-Rechner

Man kann richtiggehend von einem Kochbuch für EISA. Rechner sprechen. Damit ist die Kompatibilität garantiert, sind Entwickler machen sich mir noch Gedanken um Verbesserungen am System", beruhigt Al Giazzon, Produkt-Marketing-Manager bei Zenith, zweifelnde Anwender.

Sowohl Michael Krieger jun., Manager der Advanced-Produkt-Abteilung bei AST-Research, als auch Dave Middleton, Manager der Produkt-Marketing-Division bei NEC Technologies, sind optimistisch, kommt die Frage auf zukünftige Kooperationen der verschiedenen Hersteller. Sie betonen allerdings, daß sich diese auf die Diskussion um technologische Weiterentwicklungen des EISA-Busstandards beschränken wird. Grundsätzlich aber sind sich alle einig, daß nun die Zeit gekommen ist, wo wieder jeder für sich und allein gegen alle anzutreten hat. Jetzt muß sich jeder sein Schärflein auf dem hartumkämpften PC-Markt sichern.

Diesen Wettbewerb geht Compaq nach eigener Anschauung mit seinen zwei jetzt vorgestellten EISA-Rechnern gut gerüstet an. Sowohl der "Systempro" als auch der "Deskpro 486/ 25" warten mit Charakteristika wie Verbessertem Memory-Caching und einer neuen Parallel-Disk-Array-Technologie auf. Der Systempro ist als Server gedacht und unterstützt im Gegensatz zum Einprozessormodell Deskpro 486/25 mehrere Prozessoren. Der Systempro kann entweder mit zwei 386- oder 486-CPLs ausgerüstet werden. Eine der beiden verwaltet dabei ein Netzwerk, während die zweite CPU sich um Speicherzugriffe und I/O-Aktionen kümmern kann.

Mit der Disk-Array-Technologie werden mehrere Speichersubsysteme behandelt - als ob es sich um einen großen logischen Peripheriespeicherbaustein handeln würde. Zudem soll sie eine extrem hohe Fehlertoleranz aufweisen, teilte Compaq mit.

Preis in Konkurrenz zu HPs EISA-Rechner

Der Deskpro 486/25 wir nicht vor dem ersten Quartal des nächsten Jahres ausgeliefer Sein Preis soll in Konkurrenz zum EISA-Rechner von HP stehen. Der Systempro soll je nach Konfiguration um 20 000 Dollar kosten.

Neben Compaq haben auch Acer, Zenith und NEC ihr EISA-Rechner vorgestellt. Der Powermate 486/25E von NEC wird mit einem zweigeteilte Bussystem arbeiten. Während der ISA/ EISA-Bus aus Kompatibilitätsgründen mit 8 MHz laufen muß, kann gleichzeitig der Arbeitsspeicher auf einem separaten 32-Bit-Bus mit 25 MHz Daten hin und her schaufeln.

Daneben bietet NEC den Powermate 386/33E an. Diese kann sowohl mit als auch ohne EISA-ESDI-Controller ausgestatet werden. Preise für die verschiedenen Maschinen wurden mit etwa 10 800 Dollar bis 14 000 Dollar angegeben.

Auch Zenith wartet zur Comdex mit dem erweiterten Busstandard auf. Ihr 33-MHz-386-Rechner wurde mit dem sogenannten Superset-Bus ausgerüstet, wobei es sich um eine proprietäre Zenith-Bus-Struktur handelt. Auf diesem sitzt ein neuer High-Performance-Disk-Controller auf, der bis zu 13 Speichersubsysteme unterstützt. Ausgeliefert werden soll das System zum Ende des Jahres.

Acer tanzt auf allen Hochzeiten

Last, but not least stellt sich auch Acer in die Reihe de EISA-Hersteller. Acer geht allerdings auf Nummer Sicher und bietet auch noch ein Erweiterungsboard für Multiprozessor Unterstützung an, das auf der Mikrokanalarchitektur basiert Laut Herstellerangaben kann die Acer-Application-Processor Technologie (APP) in jede IBM/PS2-System eingebaut werden. Preise für das EISA-Modell 1200 beginnen bei etwa 11 000 Dollar. Der Rechner soll ab den ersten Quartal 1990 lieferbar sein. Eine File-Server-Version will Acer ab dem zweiten Quartal anbietern.