Noch einmal bis zu 8000 Arbeitsplätze betroffen

Compaq quittiert Verlust mit weiterem Stellenabbau

06.08.1999
MÜNCHEN (CW) - Einen Fehlbetrag in Höhe von 184 Millionen Dollar oder zehn Cent pro Aktie hat Compaq Computer Corp., Houston/ Texas, für das zweite Quartal 1999 gemeldet. Der Hardwarehersteller, der nach der Fusion mit Digital Equipment bereits mehr als 15 000 Mitarbeiter entließ, will seine Gehaltsliste noch einmal um 6000 bis 8000 Namen kürzen.

Wie ein Stein liegt den Texanern der im Juni 1998 geschluckte Mitbewerber Digital Equipment im Magen. Zudem hat Compaq nach Ansicht der Marktbeobachter einige Trends im PC-Markt verschlafen - vor allem den zum Internet-basierten Direktgeschäft. Zwar könne die PC-Marke immer noch einen beachtlichen Marktanteil vorweisen - je nach Quelle zwischen knapp 14 und mehr als 16 Prozent. Aber der Mitbewerb, vor allem Dell Computer, habe aufgeholt. Die Folge: Compaq muß Zugeständnisse beim Verkaufspreis machen.

Ein Indiz für die Stichhaltigkeit dieser These liefern die Zahlen des vorangegangenen Quartals. Dem Verlust in Höhe von 184 Millionen Dollar steht ein an sich erfreulicher Umsatz von 9,4 Milliarden Dollar gegenüber: Verglichen mit dem zweiten Quartal des Vorjahrs, bedeutete das ein Wachstum von 17 Prozent. Doch damals hatte das operative Geschäft noch einen Profit von 32 Millionen Dollar abgeworfen.

Das Compaq-Management unter dem frischgebackenen CEO Michael Capellas hat erkannt, daß sich das negative Betriebsergebnis nicht nur auf die Kosten der Digital-Übernahme schieben läßt. Die Konkurrenz verkauft ihre Maschinen mittlerweile hauptsächlich über das Internet. Zudem kann sie dank eines ausgefeilten Supply-Chain-Managements eine Fertigung auf Zuruf ("Built to order") anbieten und gleichzeitig ihren Lagerbedarf senken.

Daran will sich Compaq ein Beispiel nehmen. Das Unternehmen hat offenbar vor, die Anzahl seiner Distributoren drastisch zu verringern und den Direktvertrieb, der zur Zeit nur 15 Prozent des Umsatzes ausmacht, bis zum Jahresende zu verdreifachen. Zudem ist die Rede davon, langfristig einen Großteil der Maschinen via Web zu verkaufen.

Last, but not least hat Compaq mit dem Supply-Chain-Management-Experten i2 Technologies eine Strategie entworfen, wie sich durch softwaregestützte Geschäftsprozeß-Optimierung der Lagerumschlag und die Liefertreue erhöhen lassen. Für das kommende Quartal kündigte Compaq Sonderabschreibungen von 700 bis 900 Millionen Dollar an. Mit diesem Geld sollen Marketing und Vertrieb an die Erfordernisse des wettbewerbsintensiven PC-Markts angepaßt werden.

Teil der angestrebten Reorganisation sind weitere Personalkürzungen, möglicherweise sogar die Schließung des Produktionsstandorts Fremont/Kalifornien. Zusätzlich zum noch ausstehenden Stellenabbau infolge der Digital-Übernahme, der knapp 2000 Mitarbeiter betreffen wird, sollen mindestens 6000 Arbeitsplätze auf dem Altar des Profits geopfert werden - davon 800 bis 1000 in Europa.