Ende 2003 geht eine Computer-Ära zu Ende

Compaq opfert Alpha für Intels Itanium

29.06.2001
MÜNCHEN (jm) - Compaq Computer verabschiedet sich bis zum Jahr 2004 von Alpha-Prozessor-basierenden Systemen und steigt komplett auf die Intel-Itanium-Technologie um. Das Unternehmen wird nur noch eine weitere Alpha-Technologiestufe (EV7) auf den Markt bringen. Auch die ausfallsicheren "Nonstop"-Himalaya-Systeme, die mit Mips-Risc-Chips arbeiten, werden binnen drei Jahren auf Intel-Technologie umgestellt.

Entgegen ursprünglichen Plänen wird es nach der EV7-Generation keine neuen Alpha-Systeme mehr geben. Der Support für Alpha-Rechner, die bis zum Ende des Jahres 2003 weiterentwickelt werden, sei gewährleistet, erklärte Deutschland-Chef Peter-Mark Droste.

In einer Presseerklärung teilte Compaq mit, 2004 werde dann die komplette Familie von 64-Bit-Servern auf Intels "Itanium"-Technologie umgestellt. Die Rechner kommen unter der Bezeichnung "IPF2" (Itanium Processor Family) auf den Markt. Sämtliche Server vom Supercomputer bis zum Web-Server sollen auf die Intel-Prozessoren zurückgreifen. Für die erste Generation von Itanium-Maschinen wird Compaq sowohl Software-Tools als auch Dienstleistungen anbieten, um einen möglichst weichen Übergang von Alpha auf Intels Itanium zu garantieren. Compaq sagte ferner, dass die künftigen Itanium-Server neben Windows 2000 und Linux auch das Unix-Derivat Tru-64-Unix, Open VMS und Nonstop Kernel unterstützen werden.

Die Alpha-Prozessor- und Compiler-Technologie sowie zahlreiche Tools gehen zum Großteil in den Besitz von Intel über. Die Texaner werden sofort beginnen, ihre Betriebssysteme Open VMS für Alpha, Nonstop-Kernel für Mips und Tru-64-Unix sowie die hierfür vorhandenen Software-Entwicklungswerkzeuge auf die Itanium-Prozessor-Familie zu portieren.

Noch am 6. Juni 2001 entwarf Compaq auf einer Veranstaltung in Frankfurt einen Zeitplan für die Zukunft der Alpha-Prozessorarchitektur. Danach wären auf die für 2002 vorgesehene Einführung der EV7-Generation bis zum EV12-Chip im Jahr 2012 noch mindestens fünf weitere Prozessorepochen gefolgt. Unter der Überschrift "Alpha Semiconductor Technologie Roadmap Langlebige Sicherheit" wollte Compaq deutlich machen, dass die Alpha-Technologie noch mindestens ein Jahrzehnt weiterentwickelt werde. Der Blick der Verantwortlichen richtete sich dabei sogar bis ins Jahr 2025. Jetzt schreibt das Unternehmen, man werde "bis einschließlich 2003 neue Alpha-Server-Systeme entwickeln und produzieren, die auf der jetzigen und bevorstehenden Alpha-Prozessor-Technologien basieren". Die Hochleistungsmaschinen der "Alpha-Server-GS"-Serie sollen diesen Sommer noch mit Alpha-Chips ausgestattet werden, die auf ein Gigahertz getaktet sind. Ende 2002 soll dann der jetzt noch in der Entwicklung befindliche EV7-Prozessor in Systemen auf den Markt kommen.

Im Laufe der kommenden Jahre werden mehrere hundert Compaq-Spezialisten für Mikroprozessor- und Compiler-Entwicklung zu Intel wechseln. So lange die EV7-Technologie-Generation noch nicht auf dem Markt ist, werden deren Ingenieure noch bei Compaq verbleiben und erst mit dem Ende der EV7-Entwicklung zu Intel wechseln. Außerdem wollen beide Firmen im Zuge der jetzt getroffenen Vereinbarung ein gemeinsames Marketing-Programm entwerfen. Softwareanbieter sowie die Kundenbasis von Compaq sollen so mit ihren Applikationen auf die IA-64-Prozessor-Familie migrieren.

Abb: Roadmap für die IA-64-Architektur

Bestandteile des Alpha-Prozessors sollen in Intels Zukunftschip Madison einfließen. Quelle: Intel