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Compaq macht 74 Prozent weniger Gewinn

24.04.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In dem aggressiven PC-Preiskrieg mit Konkurrent Dell musste Compaq Computer deutlich Federn lassen: Der texanische Hersteller verzeichnete im ersten Fiskalquartal 2001 einen Nettogewinn von lediglich 78 Millionen Dollar oder fünf Cent je Aktie. Im vergleichbaren Vorjahresquartal lag das Plus noch bei 296 Millionen Dollar oder 17 Cent je Aktie. Der operative Profit belief sich im abgelaufenen Berichtszeitraum auf 200 Millionen Dollar oder zwölf Cent pro Anteilschein und verfehlte damit die zuvor drastisch gesenkten Erwartungen der Analysten nach einer Umfrage von First Call/Thomson Financial um einen Penny. Der Umsatz des Konzerns sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,2 Prozent auf 9,2 Milliarden Dollar.

Um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, hat Compaq weitere Restrukturierungsmaßnahmen angekündigt. Die Zahl der Stellenkürzungen soll von sieben auf zehn Prozent angehoben werden. Damit müssen 7000 festangestellte Mitarbeiter ihren Hut bei dem PC-Hersteller nehmen. Dadurch sollen zwischen 500 bis 600 Millionen Dollar an Kosten pro Jahr eingespart werden. Ferner hat Compaq nach eigenen Angaben mit "aggressiver Preispolitik" bei seinen Lowend-Servern und anderen Produkten wie bei Storage-Systemen begonnen.

Compaq, das erst vor kurzem die PC-Krone im weltweiten Vergleich an Dell abgegeben hat (Computerwoche online berichtete), musste vor allem in seiner Unternehmensabteilung "Access" schwere Einbußen hinnehmen. Diese Division für Enterprise- und Consumer-PCs machte im ersten Fiskalquartal einen operativen Verlust von 82 Millionen Dollar. Im Vorjahr erwirtschaftete die Einheit noch ein Plus von 15 Millionen Dollar. Der Umsatz sank im Vorjahresvergleich von 4,7 auf 4,4 Milliarden Dollar. Die Access-Einnahmen trugen zu 48 Prozent zum Gesamtumsatz von Compaq bei.

Die Sparte "Enterprise Computing" blieb mit einem Umsatz von 2,91 Milliarden Dollar in etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals (2,95 Milliarden Dollar), verzeichnete jedoch einen Rückgang des operativen Ergebnisses von 262 auf 132 Millionen Dollar. Ein Lichtblick war die Dienstleistungseinheit "Global Services", deren Umsatz von 1,86 auf 1,93 Milliarden Dollar zulegen konnte. Der Profit stieg um über 19 Prozent auf 254 Millionen Dollar.

Ein weiteres Highlight lieferte die Geschäftsentwicklung außerhalb der USA, wo Compaq seine Einnahmen um 17 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2000 steigern konnte. "Wir haben in Europa stark zugelegt," erklärte Firmenchef Michael Capellas. Zwar habe der Bereich Consumer-PCs nur schwache Zahlen erzielt, die Bereiche Unternehmens-PCs und Server seien jedoch gewachsen. "Wir sind relativ zuversichtlich, dass Europa nicht die gleichen wilden Zyklen wie in den USA durchmachen wird," fügte er hinzu.

Im zweiten Fiskalquartal erwartet Compaq Einnahmen von neun Milliarden Dollar. Das sind elf Prozent weniger als der Umsatz, den das Unternehmen im ersten Quartal 2000 erwirtschaftete.

Die Anleger reagierten enttäuscht auf die Nachrichten: Das Compaq-Papier fiel im nachbörslichen Handel am gestrigen Montag von 20,65 auf 19,65 Dollar.