Bescheidenes Umsatzplus der hiesigen Tochter

Compaq Deutschland will mit Komplettlösungen wachsen

11.02.2000
LONDON (wh) - Die Compaq Computer GmbH verzeichnet für das Geschäftsjahr 1999 ein bescheidenes Umsatzwachstum von fünf Prozent. Deutschland-Chef Peter Mark Droste kündigte eine stärkere Ausrichtung auf das Lösungsgeschäft an. Im schwierigen PC-Geschäft sollen im ersten Quartal 2000 wieder Gewinne eingefahren werden.

Dass auch die deutsche Tochter des zweitgrößten IT-Herstellers im PC-Geschäft rote Zahlen schreibt, ist in der Branche kein Geheimnis. Droste rückte anlässlich der Präsentation der Finanzergebnisse denn auch die "neue" Firma Compaq als Anbieter von Komplettlösungen in den Vordergrund. Unter den Marketing-Schlagworten "Nonstop E-Business Factory" und "Solutions Factory" fasst der Hersteller seine Bemühungen zusammen, im Lösungsgeschäft an Boden zu gewinnen.

Solution Sets sollen weltweit vermarktet werdenNach den Vorstellungen Drostes soll die GmbH mit Sitz in Dornach bei München auf der Grundlage von Referenzprojekten sogenannte Solution Sets entwickeln, die später als standardisierte Komplettlösungen auch weltweit vermarktet werden könnten. Als Beispiele für solche Referenz-Installationen nannte er unter anderem ein E-Procurement-System bei der Telekom für 20000 Anwender und das Partnernetzwerk der Volkswagen AG mit 70000 angeschlossenen Benutzern.

Im Gegensatz zu den Konkurrenten IBM ("E-Business") oder Hewlett-Packard ("E-Services") habe man die Fähigkeiten von Compaq bisher nicht ausreichend bekannt gemacht, so Droste. Das soll sich ändern. Ein Manko sei derzeit noch, dass man in Deutschland in Teilbereichen wie Customer-Relationship-Management (CRM) oder E-Commerce noch nicht genügend Personal an Bord habe. Compaq stehe aber mit einer "Handvoll Unternehmen in Deutschland" in Verhandlungen, um das fehlende Know-how zuzukaufen.

Organisatorisch will die deutsche Dependance der Texaner das Lösungsgeschäft durch eine stärkere Ausrichtung an Branchen unterstützen. Seit einigen Monaten basteln die Dornacher an der Einrichtung von Lines of Business, die an den jeweiligen Hauptstandorten der Branchen angesiedelt sind.

Bei allen Bemühungen im Lösungsgeschäft bleibt es Compaq nicht erspart, die kränkelnde PC-Sparte zu rationalisieren. Im Consumer-Segment unter Leitung der ehemaligen Gateway-2000-Geschäftsführerin Karola Bode konnte man für 1999 zwar ein beeindruckendes Umsatzwachstum von 155 Prozent (nach Stückzahlen: 183 Prozent) vorweisen. Das PC-Geschäft mit professionellen Kunden hingegen bereitet nicht nur deutschen Compaq-Managern weiterhin Kopfzerbrechen.

Nach der Ankündigung, PCs auch direkt über das Internet zu vermarkten ("hybrides Vertriebsmodell"), hat Compaq unter anderem im Bereich Logistik noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Droste räumte ein, dass ein durchgängiges Online-Bestellwesen, wie es Fujitsu-Siemens Computers in Deutschland bereits benutzt (siehe CW 5/00, Seite 11), bei Compaq noch nicht realisiert sei. Daran werde derzeit gearbeitet. "Wir brauchen eine komplette E-Commerce-Abwicklung", so der Manager. In spätestens sechs Monaten könne man aber ein ähnliches System vorweisen. Auch hinsichtlich der PC-Ergebnisse gab sich der Deutschland-Chef optimistisch. Schon im ersten Quartal 2000 sei in diesem Segment wieder ein Gewinn zu erwarten.