NEW YORK (IDG) - Der Streit um Benchmark-Tests geht weiter: Rod Canion, Chef der Compaq Corp., hat jetzt der Behauptung von IBM widersprochen, Mikrokanalsysteme seien für den Einsatz von OS/2 besser geeignet als Rechner anderer Hersteller. Benchmark-Tests in seinem Hause hätten ergeben, daß Anwendungen unter MS-OS/2 auf dem Compaq Deskpro im Protected-Mode bis zu 60 Prozent schneller liefen als auf vergleichbaren PS/2-Modellen.

Bei allgemeinen Funktionen wie Kalkulationen, Speicherzugriff und Scrolling sei der Deskpro zwischen 17 und 52 Prozent schneller gewesen als das PS/2-Modell 60. Darüber hinaus habe das Deskpro-Modell 20 alle Tasks schneller erledigt als das PS/2-Modell 80-111. Bei Standard-Grafik-Applikationen hätten die Compaq-Systeme im Vergleich zum Modell 60 eine um 18 Prozent höhere Leistung geboten; beim Modell 80-111 habe dieser Wert bei gut 30 Prozent gelegen.

Ein IBM-Sprecher hält die Benchmark-Angaben jedoch für übertrieben. Es gebe viele Möglichkeiten, Leistungstests durchzuführen, erklärte er; man könne sich die Ergebnisse leicht zum eigenen Vorteil auslegen. Sein Unternehmen arbeite mit dem unabhängigen National Software Testing Laboratory zusammen, um zu fairen Ergebnissen zu kommen. Compaq dagegen ist fest davon überzeugt, daß ihre Hardware der Grund für die bessere Performance der Software ist.

Der US-Marktforscher Peter Labe, Vice-President bei Drexel Burnham Lambert Inc., hält diese Diskussion für wenig relevant. Von größerer Bedeutung sei die Einstellung Big Blues, daß Unternehmen, die den Mikrokanal nicht anbieten, innerhalb der nächsten zwei Jahre keinen Markt für ihre Produkte finden würden. Daraus könnte ein Markt mit zwei Standards entstehen, mit Produkten auf Basis der Mikrokanalarchitektur einerseits und auf Basis des Industriestandards andererseits. Melinda Reach von Merrill Lynch & Co. geht davon aus, daß die meisten Anwender OS/2 ohnehin erst dann kaufen, wenn der Presentation Manager verfügbar sein wird.