Communication Mailbo

19.11.1993

Nachdem es sich die Telekom in strittigen Faellen bei Gebuehrenabrechnungen immer sehr leicht macht und die Beweislast auf ihre Kunden abwaelzt, will nun der "Sueddeutschen Zeitung" zufolge ein niedersaechsisches Unternehmen im kommenden Jahr einen Telefonrecorder auf den Markt bringen, der Telekom-Kunden vor fehlerhaften Abrechnungen schuetzt. Das Geraet wird nach Angaben der Bonner Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbaende zwischen Anschlussdose und Telefongeraet geschaltet und soll jeden Waehlvorgang beziehungsweise jede Verbindung mit Datum, Uhrzeit, Dauer und Zielnummer registrieren.

Ob er sich in einer hitzigen Podiumsdiskussion zu weit aus dem Fenster gelehnt oder bereits mit voller Rueckendeckung seiner Vorstandskollegen diese Ankuendigung gemacht hat, wird wohl das Geheimnis von Telekom-Vorstand Dieter Gallist bleiben. Jedenfalls ist das, was Gallist anlaesslich einer Telecom-Konferenz der Amerikanischen Handelskammer dem Vertriebsleiter der Mannesmann Mobilfunk GmbH, Juergen von Kuczkowski, zusicherte, nun amtlich. Danach wird die Telekom erstmals einen Service eines privaten Anbieters, naemlich das von Mannesmann betriebene D2-Netz, in die Liste der Telefon-Sonderdienste im Amtlichen Fernsprechbuch aufnehmen; gleiches gilt fuer den Eintrag einer Kundendienstnummer.

Apropos Telekom und Mannesmann: Vertrauen ist gut, Kontrolle noch besser. Gemaess diesem Motto hat der Verband der Anbieter von Mobilfunkdiensten (VAM), ein Zusammenschluss von zwoelf deutschen Service-Providern, seine fuenfte Messfahrt in deutschen Landen zur Pruefung der Netzqualitaet von D1 und D2 unternommen. Das Ergebnis: Die Duesseldorfer erhielten fuer ihr D2-Netz die besseren Noten. Laut Tester erwies sich die Netzversorgung in D2 als stabiler und die Sprachqualitaet als besser. Die durchschnittliche Gespraechsdauer betrug bei D1 16,2 und bei D2 21,2 Minuten.

Widerliche Mailboxen! Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in Ausgabe 45/1993 berichtet, bauen deutsche Neonazis ein Netzwerk zur Verbreitung ihrer braunen Hirngespinste auf. In Sueddeutschland sollen bereits sieben solcher Mailboxen existieren. Laut Spiegel moechten die Ultrarechten in ihren Netzen einen rechtsfreien Raum - im Nazi-Jargon, so das Magazin, "eine befreite Zone im Mailbox- Bereich" - schaffen. Nach Meinung von Experten sollen die elektronischen Briefkaesten auch Anleitungen zum Bau von Bomben enthalten.