Linux- und Open-Source-Wochenrückblick

Commodore ist mit Vision OS zurück

09.07.2012
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Die Entwickler von Linux Mint nähern sich der Veröffentlichung der Xfce-Maya-Ausgabe. Die Free Software Foundation wettert gegen UEFI Secure Boot.

COMPUTERWOCHE zeigt die wichtigsten Informationen der Kalenderwoche 27 aus den Beriechen Linux und Open-Source. Mozilla hat sich entschieden, künftig nur noch Sicherheits- und Stabilitäts-Updates für Thunderbird auszugeben - neue Funktionen gibt es seitens der Firma keine mehr.

Die Xfce-Ausgabe von Linux Mint 13 "Maya" ist als Release-Kandidat ausgegeben. Die DoudouLinux-Entwickler haben eine zusätzliche Kindersicherung eingebaut.

FSF ist entschieden gegen Secure Boot

Bezüglich des Zankapfels UEFI Secure Boot hat sich nun die Free Software Foundation gemeldet und kann den Sicherheitsvorteil nicht wirklich sehen. Vielmehr mache es Microsoft schwerer, freie Software auf Computern zu installieren. Das Ganze würde unter dem Deckmantel der Sicherheit verkauft. In Sachen Sicherheit steht man mit Linux-Vater Torvalds auf einer Ebene, der ebenfalls den Security-Gewinn in Frage stellt.

Canonical will bei Rechnern mit Secure Boot einen eigenen Schlüssel ausliefern, wenn Ubuntu auf diesen Computern vorinstalliert ist. Der FSF gefällt das gar nicht, weil Canonical bei diesem Szenario auf GRUB 2 verzichten möchte. Canonicals Angst, man könne sonst die GPLv3 verletzen und müsse den privaten Schlüssel ausliefern, sei unberechtigt und die Free Software Foundation hinterfragt, ob die Ubuntu-Macher vielleicht die Lizenz nicht ganz verstanden haben. Canonical hätte sich einfach melden können. Schließlich sei die FSF Besitzer von GPLv3. Ubuntu würde durch den Alleingang Secure Boot eher stärken.

Fedoras Ansatz, vor dem eigentlichen Bootloader einen mit einem Microsoft-Schlüssel signierten Mini-Bootloader (Shim) einzusetzen, sei zwar besser, weil man mit dieser Lösung mehr der Allgemeinheit diene. So ganz anfreunden kann sich die FSF damit trotzdem nicht. Anwender müssten bei diesem Szenario Microsoft vertrauen. Die einmalige Gebühr über 99 US-Dollar, die an Verizon gehen, stelle außerdem eine weitere Hürde für Hersteller kleinerer Distributionen dar. Darüber hinaus müsse man bei Beitritt des Microsoft-Entwickler-Programms Werbung und Mitglieds-E-Mails von Microsoft akzeptieren und man braucht sowohl einen Identitätsnachweise als auch eine Kreditkarte.

Unter h-node.org macht die FSF weiter mobil gegen UEFI Secure Boot. Dort stellt die Organisation Informationen zur Verfügung und auch Hinweise zu Hardware, die am kompatibelsten mit freier Software sind.

Diese Woche wurde darüber hinaus der Gewinner des Webcomic-Wettbewerbs gegen Secure Boot bekannt gegeben. Eric Steinmann hat gewonnen. Unter den Richtern befand sich auch Richard Stallmann. Das Bild steht unter der freien Lizenz CC-BY und die FSF ermutig zum Einsatz des Werkes.

Thunderbird soll von der Community verbessert werden

Mozillas Mitchell Baker schwingt die Keule. Die geschätzten 20 Millionen Thunderbird-Anwender seien zufrieden, wie Thunderbird derzeit ausgestattet ist, schreibt sie. Deswegen will man künftig keine neuen Funktionen mehr implementieren. Man wolle durch ESR (Extended Support Release) Sicherheits-Updates zur Verfügung stellen.

Die Weiterentwicklung soll allerdings in die Hände der Community gelegt werden. Offenbar will man sich künftig stärker auf Firefox und den mobilen Markt konzentrieren, sprich Firefox OS / Boot 2 Gecko. Als weiteren Grund nennt Baker, dass es in der Zwischenzeit viele Web-basierte Alternativen gibt, die auf Augenhöhe mit Desktop-Lösungen sind.

Ob das nun gute oder schlechte Nachrichten für den beliebten E-Mail-Client sind, wird die Zeit zeigen.

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Linux Mint 13 "Maya" Xfce RC

Die Entwickler von Linux Mint haben einen ersten Release-Kandidaten des auf Ubuntu 12.04 LTS basierenden Xfce-Abkömmling präsentiert. Man habe Gespräche mit den Xfce- und MATE-Entwicklern geführt. Das Ergebnis ist, dass die Software nun auch mit MATE-Applets umgehen kann.

Die bekannte Eigenentwicklung mintMenu ist noch nicht im Ausgabe-Kandidaten enthalten, soll aber laut eigener Aussage schon sehr gut funktionieren. Wie die großen Brüder, die Cinnamon- und MATE-Versionen, setzt auch die Xfce-Varianten auf eine Kooperation mit Yahoo! als Standard-Suchmaschine. Grund ist, weil man am Kuchen der Werbeeinnahmen beteiligt ist.

Ein Blick in die Ankündigung kann nicht schaden. Für einen Release-Kandidaten gibt es noch erstaunlich viele bekannte Probleme. Die Entwickler sind anscheinend zuversichtlich, diese bis zur finalen Version ausgebessert zu haben.

Commodore OS Vision 1.0 Beta 9

Commodore USA hat eine weitere Beta-Version der auf Linux basierenden Distribution speziell für die neueste Commodore-Hardware zur Verfügung gestellt.

Das Betriebssystem ist ein bunter Mix aus Retro und modernen Effekten. Da verwundert es auch nicht, dass die DVD Neuauflagen der Amiga- und C64-Kracher Stuntcar Racer, Green Beret und Turrican beinhaltet. Auch viele Emulatoren aus der guten alten Zeit werden mitgeliefert. Natürlich ist die Open-Source-Prominenz wie Firefox, Chromium und LibreOffice ebenfalls mit an Bord.

Nach dem Motto "Nicht kleckern, klotzen!" gibt es das Betriebssystem auf zwei DVDs. Sie brauchen zwar nur die erste, um die Grundinstallation durchzuführen, aber die ganzen Extras befinden sich auf DVD Nummer Zwei. Wer in den kompletten Genuss kommen möchte, muss also zunächst 7,3 GByte an ISO-Abbildern herunterladen.

Für die Kleinsten: DoudouLinux 1.2 "Gondwana"

Bei dieser Linux-Distribution für Kinder im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren handelt es sich um eine Wartungs-Ausgabe. Das Betriebssystem lässt sich komplett als Live-Version betreiben. Erkannte Festplatten werden ab sofort nur noch lesend eingebunden, damit die Kinder nicht aus Versehen Daten löschen können. Die Benutzung ist ebenfalls angenehmer geworden, weil sich die Applikations-Launcher die Größe nun aus der Bildschirmauflösung berechnet. Früh übt sich, wer ein Torvalds werden möchte und Eltern können den Kleinsten mit DoudouLinux auf die Sprünge helfen. Die Distribution gibt es auch in deutscher Sprache.

Steam wird definitiv für Linux kommen

Valves Managing Director Gabe Newell hat in einem Interview bestätigt, dass es Steam bald definitiv als native Linux-Version geben wird. Für Linux-Spieler dürfte das die Nachricht der Woche sein. (ph)