Commerzbank lagert Desktops aus

09.10.2007
HP übernimmt den weltweiten Betrieb der 33.000 Rechner und Drucker. 100 Commerzbank-Mitarbeiter wechseln zu HP.

Deutschlands zweitgrößtes Kreditinstitut, die Commerzbank AG, übergibt das Management von 33.000 PC-Arbeitsplätzen und 12.000 Druckern, die dazugehörigen IT-Dienstleistungen sowie das E-Mail-System an Hewlett-Packard (HP). Damit obliegt dem Hardware- und Service-Anbieter künftig der Betrieb sämtlicher Dienstleistungen in diesem Bereich, die von den Infrastruktur-Services bis hin zum Management des kompletten Lebenszyklus der Desktop-Umgebung reichen. Die Laufzeit beläuft sich auf fünf Jahre, das Volumen liegt im unteren dreistelligen Millionenbereich. Genauere Angaben machten die Partner nicht. Die COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation CIO berichtet unter Berufung auf Branchenexperten, der Wert belaufe sich rund 150 Millionen Euro.

In den kommenden Jahren wird HP die dezentrale IT-Landschaft der Commerzbank standardisieren, sprich es werden HP-Drucker und -Rechner installiert. Weil HP Services und Hardware aus einer Hand liefern kann, rechnet sich der Deal, denn gerade das Geschäft mit Desktop- und Druckerbetriebs- und –wartungsdiensten ist unter enormen Preisdruck geraten. "Wir stellen uns dem starken Wettbewerb. Es hat sich gezeigt, dass man das Geschäft gut betreiben kann, wenn man es im Griff hat", betonte, Hans-Ulrich Holdenried, Chef von HP Deutschland. Dazu gehört auch, die internen Abläufe und Installationen neu zu gestalten. Zudem hofft HP auf weiterführende Projekte etwa zur Einführung von Unified Messaging oder bei der Überarbeitung des Infrastruktur-Managements.

Für die 100 betroffenen Mitarbeiter haben die Mitarbeitervertretung, Commerzbank und HP Vereinbarungen gefunden, die über die die gesetzlichen Bestimmungen (Paragraf 613a) hinausgehen. So sind mit diesem Auslagerungs-Deal eine Standort-Garantie für das Rhein-Main-Gebiet und Beschäftigungsgarantien verbunden. Die ehemaligen Commerzbank-Mitarbeiter sind für die nächsten vier Jahre vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Für Mitarbeiter ab dem fünfzigsten Lebensjahr gilt diese Bestimmung über fünf Jahre. Hinzu kommt ein vierjähriger materieller Bestandsschutz. Holdenried möchte mit den übernommenen Experten den Ausbau des Geschäfts von HP mit Finanzdienstleistern vorantreiben. "Wir bieten den Mitarbeitern gute Perspektiven", sagte er.

Für die Commerzbank ist der Deal der erste bedeutende Einstieg in das Outsourcing-Geschäft. Bislang hat sich das Finanzinstitut entgegen dem Branchentrend mit Auslagerungsvorhaben sehr zurückgehalten. Im Dezember 2003 brach der Frankfurter Konzern Outsourcing-Gespräche mit IBM ab, seitdem ruhten die Auslagerungsvorhaben. Mit dem nun vereinbarten Desktop-Deal steht zu erwarten, das weitere Abkommen folgen werden. Üblicherweise lagern die Unternehmen in einem ersten Schritt die dezentrale IT-Umgebung aus, weil hier der Aufgabenbereich und die Schnittstellen klar umrissen sind. Danach folgen üblicherweise Outsourcing-Projekte für Rechenzentren und das Applications-Management.

Von HP fordert die Bank nun erst einmal ein, die bislang festen Kosten für Desktop, Notebooks und Drucker variabel zu gestalten. Zudem sollen Abläufe etwa im User-Support effektiver und Innovationen schnellen umgesetzt werden. Der Desktop-Betrieb gehört nicht mehr zum Kerngeschäft der Commerzbank. (jha)