Spürbar weniger Aussteller in Las Vegas:

Comdex ohne große Überraschungen

29.11.1985

LAS VEGAS (CWN) - Mit dem Fehlen bahnbrechender Neuheiten, vor allem aber mit deutlich weniger Ausstellern als im vergangenen Jahr mußten sich die Besucher der diesjährigen Comdex/Fall in Las Vegas abfinden.

Auf unveränderter Standfläche zeigten nur rund tausend (1984: 1200) Hersteller und Distributoren, was sie dem amerikanischen Computerhandel zu bieten haben. Wie es um die Branche in den USA derzeit bestellt ist, zeigt sich am Fernbleiben wichtiger Händler: Die Businessland Inc. etwa verzichtete auf Präsenz, weil "wir alles zwei Jahre bis neun Monate vor der Comdex sehen".

Einige Neuheiten wurden freilich gezeigt. So wurde - nach zwei Jahren Vorbereitungszeit - die Marktreife von Microsofts "Windows", einer auf MS-DOS aufgesetzten Multitasking-Programmierumgebung für PCs, regelrecht zelebriert. Vom Publikum wurde "Windows", ganz dem vorherrschenden Ton auf der Messe entsprechend, eher zurückhaltend aufgenommen. Begeisterte Kommentare aus den Reihen der großen Softwarehäuser waren selten.

"Natürlich wollen wir in der Lage sein, in der Windows-Umgebung zu arbeiten. Unsere Software dafür umzuschreiben, ist aber eine ganz andere Angelegenheit", ließ sich etwa Fred Gibbons, President der Software Publishing Corp., vernehmen. Wenn IBM mit einer grafikorientierten Benutzerschnittstelle auf den Markt käme, "wären wir sofort dabei", fügte er hinzu.

Bei Netzwerken wollen die meisten Softwarehäuser schon jetzt - und selbstverständlich mit dem Segen von IBM - auf den langsam anrollenden Zug springen. Zahlreiche Anbieter nutzten die Comdex/Fall, um netzwerkfähige Versionen ihrer Programme vorzustellen. Ashton Tate zeigte ein unter PC-DOS 3.1 lauffähiges dBase III plus. Ein neues netzwerkfähiges Programm von Innovative Software Inc. bietet Datenbank-, Spreadsheet- und Textverarbeitungsfunktionen. Das Produkt soll im ersten Quartal 1986 verfügbar sein und bei Auslegung auf drei Arbeitsplätze 1.795 Dollar kosten. Jeden weiteren Arbeitsplatz läßt sich der Anbieter von "Smart Networking" mit zusätzlich 595 Dollar bezahlen.

Die Reihe der Anbieter von "Super-ATs" wurde in Las Vegas durch Tandy verstärkt. Das Modell 3000 - anders als das PC-kompatible Modell 1200 nicht von Tandon bezogen, sondern aus eigener Produktion stammend - unterscheidet sich kaum von anderen IBM-Konkurrenten: Wie diese auch ist der Tandy-Rechner billiger, schneller und stärker ausbaubar.

Im Peripheriebereich standen billigere Laserdrucker, Floppylaufwerke hoher Kapazität und schließlich auch die optische Platte im Mittelpunkt. QMS Ltd., ein hierzulande kaum bekannter Anbieter aus Mobile, Alabama, setzte den Listenpreis für einen neuen Laserdrucker auf 1995 Dollar und unterschritt damit erstmals das 2000-Dollar-Grenze.