Koreaner drücken auf die Preise bei Personal Computern

Comdex: Aussteller und Händler im 386-Fieber

21.11.1986

Bevorzugtes Gesprächsthema bei Ausstellern und Besuchern waren Systeme auf der Basis des 80386-Chips von Intel. "Der Prozessor eröffnet uns eine neue Welt und damit auch die Hoffnung auf neue, speziell auf diesen Chip abgestimmte Anwendungssoftware", bringt Ben Rosen, Chairman der Compaq Computer Corp., den vorherrschenden Optimismus der Branche auf einen Nenner.

Einige Clone-Anbieter haben offenbar keine Zeit versäumt, sich einem "Standard" zu verschreiben, der noch längst nicht festgelegt ist - am IBM-Stand fand das Thema 80386-Prozessor offiziell jedenfalls nicht statt. So will Kaypro demnächst seine Supermikros mit dem leistungsstarken Chip ausrüsten. Die neuen 32-Bit-Systeme mit 1 MB RAM und hoher Speicherplattenkapazität sollen aufwärtskompatibel zu den gegenwärtigen Produktlinien des Herstellers sein. "Wir möchten der Anlaufpunkt werden für Netzwerkanwender, die alles aus einer Hand wollen", erklärt Kaypro-President David Kay. Mit dem neuen Desktop-Fileserver liefert das Unternehmen auch LAN-Software.

Als Preisbrecher bei den 386-Systemen ist der Taiwaner Multitech im Gespräch. 3995 Dollar soll der Rechner mit 40 MB Platte und 1,2-MB-Floppylaufwerk kosten und am Ende des ersten Quartals 1987 zur Verfügung stehen.

Im Bereich der PC-, XT- und AT-Clones, so wurde auf der Comdex deutlich, sorgen neuerdings auch Anbieter aus Korea für eine weitere Talfahrt der Preise. PCs unter 1000 Dollar sind mittlerweile keine Seltenheit mehr; auch AT-kompatible Mikros nähern sich bereits der 2000-Dollar-Grenze. So offeriert der koreanische Automobilproduzent Hyundai Electronics Industry Corp. seinen PC mit der Bezeichnung "Blue Chip" zum Supermarktpreis von 699 Dollar einschließlich einer Geld-zurück-Garantie bei nicht ausreichender XT-Kompatibilität.

Aber etabliertere Unternehmen sind angesichts der fernöstlichen Newcomer aktiv geworden. Victor Technologies schickt beispielsweise eine XT-kompatible Maschine mit 640 KB RAM für 799 Dollar ins Rennen. Neben der Hardware werden für diesen Preis auch Textverarbeitung und Tabellenkalkulation mitgeliefert.

Hohe Zuwachsraten erwarten die Anbieter in den Vereinigten Staaten im Bereich des Desktop Publishing. Entsprechend reichte die Angebotspalette auf der Comdex von einfachen Atari-Programmen für 79 Dollar bis zum 900-Dollar-Paket von Xerox. Mac-Hersteller Apple, dessen System im amerikanischen Desktop-Publishing-Markt derzeit als führend gilt, blieb der Comdex allerdings fern. Gegenüber der US-Presse äußerte der kalifornische Hersteller, die Comdex passe nicht in seine aktuellen Marketingstrategien. "Unsere Aktivitäten laufen auch ohne Comdex."