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Colt treibt den Umbau voran

24.02.2006
Der Netzbetreiber will nach schlechten Zahlen seine Zentrale von London auf den Kontinent verlegen.

Der Netzbetreiber City of London Telecom, genannt Colt, wird sich künftig umbenennen müssen - vielleicht in City of Luxemburg oder City of Liechtenstein Telekom. Das defizitäre Unternehmen kündigte an, aus Kostengründen seine Zentrale aus der Heimatstadt abzuziehen. Geplant ist die Gründung einer Holding auf dem europäischen Festland, jedoch sei noch keine Standortentscheidung gefallen. In Kontinentaleuropa erwirtschaftet das Unternehmen rund 80 Prozent seiner Einnahmen. Zudem will Colt seine Notierung an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq beenden, da der Aufwand in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen stehe. Abgerundet wird die Umstrukturierung durch eine Kapitalerhöhung von umgerechnet 441 Millionen Euro, um alte Anleihen auszulösen. Die Anteilseigner müssen den Plänen noch ihren Segen erteilen.

Hintergrund für die Restrukturierung sind die anhaltenden Verluste des Unternehmens. Die Krise des Festnetzes, der Wettbewerbdsdruck und sinkende Preise haben im vergangenen Jahr auch vor den Briten nicht Halt gemacht. Die Zahlen von 2005 lagen unter den Erwartungen, und eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. Angaben des Colt-Managements zufolge ist damit zu rechnen, nach einer Durststrecke 2006 im darauf folgenden Jahr in die Gewinnzone zurückzukehren. Die Anleger reagierten verstimmt auf die Nachrichten, das Papier von Colt verlor an der Londoner Börse über fünf Prozent.

Nach Einschätzung des Colt-Managements ist das Jahr 2005 besser gelaufen, als es die Zahlen vermuten lassen. Im Abschlussquartal verbesserten sich die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geringfügig auf 456 Millionen Euro, der Nettoverlust weitete sich bedingt durch hohe Abschreibungen auf 388 Millionen Euro aus. Im Gesamtjahr stieg der Umsatz um knapp zwei Prozent auf 1,83 Milliarden Euro an, der Nettoverlust verdreifachte sich auf 494 Millionen Euro. Die liquiden Mittel halbierten sich im Verlauf des Jahres 2005 auf 331 Millionen Euro. (ajf)