Collaboration rechnet sich nicht immer

04.05.2009
Wenn Teams zusammenarbeiten, muss nicht immer Nützliches dabei herauskommen. Wissenschaftler Morten Hansen erklärt, wann abteilungsübergreifende Projekte schaden.

CW: Sie sagen, interne Collaboration könne kontraproduktiv wirken. Wann ist das der Fall?

Hansen: Wenn sich Leute in abteilungsübergreifenden Projekten engagieren, die am Ende mehr kosten als sie nutzen. Oft heißt es, Collaboration hört sich toll an, also brauchen wir mehr davon. Da fangen dann manche an, sich für Projekte ins Zeug zu legen, die nur wenig Wert fürs Unternehmen haben.

CW: Wie errechnet man, was Collaboration bringt?

Hansen: Sie müssen drei Dinge wissen:

Erstens: Wie hoch ist der Cashflow des Projekts, wenn es gut läuft?

Zweitens: Wie hoch sind die Opportunitätskosten? Was entgeht der Firma, wenn sie sich für dieses Projekt entscheidet? Worauf muss sie verzichten?

Der dritte und schwierigste Punkt: Was kostet Collaboration, und wie stark belastet sie den erwarteten Cashflow für das Projekt? Sie subtrahieren die letzten beiden Zahlen von der ersten und stellen fest, dass das Ergebnis nicht so rosig aussieht wie ihre Erwartungen. Ergibt sich gar ein negativer Wert, sollten Sie sich genau überlegen, ob das Projekt sinnvoll ist.

CW: Welche Kosten bei der Collaboration werden oft übersehen?

Hansen: Kosten entstehen durch die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, verursacht durch Probleme wie Unklarheiten über die Ziele und Zielkonflikte. Hinzu kommt, dass manche Leute ihre Informationen oder Kundendaten nicht mit anderen teilen wollen. Solche Hindernisse zu erkennen kostet Zeit und Geld.

CW: Welche Rolle spielt die IT bei der Collaboration?

Hansen: Die IT kann Datenbanken für das Wissens-Management, Videokonferenzsysteme und Social-Networking-Tools installieren. Doch diese Werkzeuge stehen nicht für sich. Die Anwender müssen motiviert werden, wenn sie mit Kollegen aus anderen Abteilungen zusammenarbeiten sollen. Ich kenne genügend Firmen, die Online-Tools eingerichtet haben, ohne sich dieser Problematik anzunehmen.

CW: Wie lassen sich Anreize schaffen?

Hansen: Indem Firmen festlegen, dass nur der, der mit anderen zusammenarbeitet, Aussicht auf Beförderung und Boni hat. Wenn Unternehmen für Collaboration Incentives schaffen und passende Werkzeuge bereitstellen, haben sie gewonnen. (fn)

Morten Hansen ...

... ist Professor an der University of California, Berkeley (School of Information). Seine Forschungsschwerpunkte sind Collaboration, Innovation und Unternehmenstransformation. Unlängst hat Hansen mit "How Leaders Avoid the Traps, Create Unity and Reap Big Results" ein neues Buch herausgebracht.

Das Gespräch führte die CW-Schwesterpublikation "Computerworld".