Reality Check

Collaboration ist häufig Tool-gesteuert

31.05.2011
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Collaboration ist kein IT-Projekt

Trotzdem überwiegt immer noch das Tool-Denken. Wie die Urheber der Studie betonen, wird das strategische Thema Zusammenarbeit in Rahmen der Projektplanung und -umsetzung häufig auf die Einführung eines Softwarewerkzeugs reduziert, also auf ein klassisches IT-Projekt mit 1000 Team-Sites, hinter denen sich der eigentliche Wert so lange versteckt, bis er in Vergessenheit gerät, so Beck-et-al.-Geschäftsführer Lautenbacher.

Sein Rat an die IT: Nicht gleich alles über einen Kamm scheren und bis ins Detail kontrollieren wollen, sondern erst einmal "Grassroot Development" versuchen. Für die Unternehmen sei es besser, unterschiedliche Tools auszuprobieren, bevor sie sich auf eine Plattform festlegen. Irgendwann werde dann von selbst ein IT-Projekt daraus.

User-Bedürfnisse kommen zu kurz

Die Belange der Anwender sind offenbar Nebensache.
Die Belange der Anwender sind offenbar Nebensache.
Foto: PAC/Berlecon für Beck et al. Services

Was die Anwender wollen, wird zu wenig berücksichtigt. Neben der Binsenweisheit von der notwendigen Unterstützung durch das Topmanagement ist die Akzeptanz der Endanwender das wichtigste Kriterium für den Erfolg eines Collaboration-Vorhabens. "Ist das Werkzeug zu kompliziert, büchsen die Leute aus und nutzen doch wieder Skype oder etwas anderes, das sie kennen", hat Lautenbacher festgestellt. Insofern erstaunt es, dass der Punkt "Bedarfsermittlung bei den Endanwendern" in der Bewertung von Umsetzungsmaßnahmen höchstens eine Nebenrolle spielt.

Wer zu viel will, scheitert

Falsch verstandene Collaboration kann auch zum "Flaschenhals" für die Innovationsfähigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit des Unternehmens und sogar zur Effizienzbremse werden, so die Studie. "Wenn ein Mitarbeiter erst 25 Routinen durchlaufen muss, bevor er ein Dokument ordentlich ablegen kann, schickt er doch lieber ein E-Mail", erläutert Lautenbacher. Zudem habe die angestrebte Transparenz den Nachteil, dass auch etwaige Unsicherheiten im Umgang mit dem Tool sichtbar würden: "Und keiner will sich als unfähig outen." So verkehren sich gute Ansätze schnell ins Gegenteil.