Collaboration ergänzt persönliche Produktivität

27.02.2007
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Anleihen beim Web 2.0

Die im Web-2.0-Zusammenhang bekannt gewordenen Wikis und Blogs finden nun ebenfalls im Office-System Unterstützung. Wikis dienen der gemeinschaftlichen Arbeit vieler Beteiligter an einem Informationsportal - Beispiel Wikipedia. In Blogs hingegen richtet sich hingegen üblicherweise ein Einzelautor mit Beiträgen an sein lesendes Publikum. Der Sharepoint Server 2007 unterstützt beide Konzepte, indem er neue Vorlagentypen für Wikis und Blogs enthält, die sich mit wenigen Mausklicks als neue Site einrichten lassen.

Ein weiteres Kapitel schlägt Microsoft mit den "Office Business Applications" (OBA) auf. Gemeinsam mit SAP wurde hier bereits 2006 das Referenzprojekt "Duet" vorgestellt. Darin spielt Outlook die Rolle eines Frontends für SAP-Backend-Services. Zukünftig soll das OBA-Konzept für alle Arten von Geschäftsanwendungen gelten, wobei Office-Anwendungen mit beliebigen ERP-, CRM- oder SCM-Anwendungen kommunizieren. Kernstück der Office-Business-Applikationen ist der "Business Data Catalog" (BDC), ein Bestandteil des Sharepoint Servers. Der BDC dient als Abstraktionsschicht, die Daten in Form allgemeingültiger Geschäftsbegriffe wie "Rechnung", "Bestellung" oder "Kunde" definiert, um sie in einer ERP-Umgebung den Benutzern und Programmierern zur Verfügung zu stellen.

Ausblick

Mit Office 2007 hat Microsoft sein Büropaket erstmals durchgängig in seine Plattform integriert. Damit geht das Unternehmen nun einen größeren Schritt weg von der angestammten Desktop-Produktivität hin zu individuelleren, kollaborativen und geschäftlichen Anwendungen. Für Forrester-Analyst Rymer zeichnen sich - davon ausgehend mehrere Trends für die nächsten Jahre ab. Zum einen sollte Microsoft die Rollenverteilung zwischen Office, Atlas und den gehosteten "Live"-Diensten klären, weil hier aus Entwicklersicht noch einige Inkonsistenzen bestehen.

Zum anderen liefert der "Business Scorecard Manager" einen ersten Einblick in eine neue Art von Applikationen im Sektor Business Intelligence. Zukünftig wird hier mit weiteren vergleichbaren Lösungen auf Office-Basis gerechnet.

Microsofts Luxusproblem

Microsoft hat ein süßes Problem: Die hauseigene Office-Suite hat einen Marktanteil von über 90 Prozent und bietet mehr Funktionen, als die meisten Anwender brauchen. Selbst mit viel Phanatasie fällt es schwer, sinnvolle Verbesserungen zu ersinnen, die den Benutzer zum Kauf eines Updates anreizen sollen -Irrlehren etwa von einer mitdenkenden Software mit lästigen virtuellen Assistenten (Stichwort: Karl Klammer) schwört Microsoft selbst längst ab. Auch wenn Office 2007 nun mit der Oberfläche "Fluent" überraschend ein neues Bedienkonzept einführt, liegt die Zukunft von Office ganz klar jenseits des Bereichs der persönlichen Produktivität. Für den weiteren Ausbau des Office-Systems zeichnen sich nun vier (Aus-)Wege ab:

- Teamapplikationen sollen insbesondere im geschäftlichen Alltag die Zusammenarbeit von Information-Workern vereinfachen;

- als Frontend für Geschäftsanwendungen soll das nun modulare Office im Bereich etablierter ERP- und CRM-Systeme für mehr Benutzerfreundlichkeit sorgen;

- als Frontend für .NET-Anwendungen soll Office allen Entwicklern die Arbeit erleichtern, indem es als Baukasten für Oberflächenkomponenten dient;

- als allgemeine Entwicklungsplattform empfiehlt sich Office 2007 dank der nun vollzogenen vollen Integration in die .NET-, Visual-Studio- und Server-Infrastruktur.

Das gemeinsam mit SAP betriebene Projekt "Duet" deutet die weiteren Integrationsoptionen auf Office-Basis erst an. Hier erwarten Analysten in absehbarer Zeit eine generische Lösung, die nach und nach zusätzliche Möglichkeiten des Datenzugriffs und der Datenintegration auf Basis von Office-Servern eröffnen wird. Zukünftige Office-Versionen werden Exchange, "Groove", Instant Messaging, VoIP, Session Initiation Protocol (SIP) und die Windows Presentation Foundation (WPF) zusammenführen. Die Büroplattform wird dann Entwicklern ein einheitliches Framework sowie individuell anpassbare Anwendungen bieten, die auf den Fundamenten Windows Server, SQL Server, Biztalk und dem Sharepoint Server fußen. (ws)