Macromedia öffnet seine Entwicklungsumgebung für J2EE-Server

Coldfusion läuft künftig auch mit Java

23.11.2001
MÜNCHEN (fn) - Die nächste Version von Macromedias Web-Entwicklungsumgebung "Coldfusion" (Codename "Neo") wird nicht mehr wie bisher nur auf dem hauseigenen, proprietären "Coldfusion Application Server", sondern auch auf den Java-basierten Systemen von IBM und Bea laufen. Das Produkt soll nächstes Jahr auf den Markt kommen. Einmal kompiliert, funktionieren die Anwendungen für alle Plattformen gleich.

Ohne an der hauseigenen Auszeichnungssprache "Coldfusion Markup Language" (CFML) etwas ändern zu müssen, lassen sich damit erstellte Programme auf den Applikations-Servern der Hersteller IBM ("Websphere") und Bea ("Weblogic") installieren, verspricht der Anbieter. Statt wie bisher Coldfusion-Anwendungen für die jeweilige Plattform - Windows oder Unix - kompilieren zu müssen, können Entwickler nun über den Neo-Server plattformunabhängigen Java-Code erzeugen.

Coldfusion-Anwender profitieren auf diese Weise von den Funktionen dieser Applikations-Server wie etwa Load Balancing sowie Failover. Zudem sind sie in der Lage, sowohl CFML- als auch Java-Server-Pages-Programme und J2EE-Applikationen auf einer Plattform ablaufen zu lassen. Der Anbieter plant eine Abwärtskompatibilität zu älteren Coldfusion-Versionen, empfiehlt Kunden aber, auf das aktuelle Release 5 zu migrieren. Von der Neuausrichtung profitiert beispielsweise auch der Softwarehersteller Contens aus München, der sein gleichnamiges Web-Content-Management-System mit Coldfusion entwickelt hat. "Einige Dinge, wie etwa die Einbindung von Backend-Systemen, funktionieren mit Java besser als mit Coldfusion, deshalb begrüßen wir, dass Neo einen gemischten Betrieb EJBs, JSPs und CFML erlauben wird", so Tim Krüger, stellvertretender Entwicklungsleiter bei Contens.

Es soll zwei Versionen von Neo geben: In einer wird Macromedias Java-Server Jrun enthalten sein, die andere Variante kommt mit den Schnittstellen Weblogic und Websphere. Trotz der Hinwendung zu Java will die Firma auch Microsofts .NET-Plattform unterstützen.

Der Hersteller rechnet mit der Freigabe der Produkte Mitte nächstes Jahr. Nach Ansicht von Experten war dieser Schritt überfällig, da viele Firmen sich J2EE-Applikations-Server zulegen. Macromedia vertreibt Coldfusion, seitdem es den urspünglichen Hersteller des Produkts, Allaire, Anfang vergangenen Jahres übernommen hat.

Die Coldfusion User Group Central Europe (CFUG) mit Sitz in Friedrichshafen begrüßt den Schritt von Macromedia. An der grundsätzlichen Architektur von Coldfusion ändere sich prinzipiell nichts, die Entwicklungsumgebung bestehe weiterhin aus einem Just-in-Time-Compiler, CFML-Dateien, der "CFML Runtime" und den "Coldfusion Application Services", erläutert ein CFUG-Sprecher. CFML-Tags bleiben bis auf wenige Ausnahmen bestehen. Der Hersteller werde allerdings einige Anpassungen vornehmen müssen, um Coldfusion für die neue Architektur fit zu machen.

Abb: Von C++ zu J2EE

Macromedia hat der Coldfusion-Architektur eine J2EE-Schicht spendiert. Quelle: Macromedia