Cobol-Werkzeug ergänzt System-Software der Serie 6000: Honeywell-Großkunde griff zur Selbsthilfe

26.10.1979

ESSEN - Lothar Papenberg, Leiter der Abteilungen Organisation und Programmierung bei dem Computer-Service-Unternehmen Mantey EDV in Köln, mochte nicht länger über wirkliche oder vermeintliche Lücken in der System-Software des Lieferanten Honeywell Bull rechten. Man half sich selbst. Papenberg - und andere - schrieben sich das, was noch gebraucht wurde.

Horst Gellert, Vertriebsdirektor bei Honeywell Bull, Köln: "Gerade bei großen Systemen kommt es nur ganz gelegentlich vor, daß sich Kunden spezielle Einzelheiten selbst ergänzen." Dergestalt abgeklärt, kommentiert der Hersteller, was Papenberg und seine Helfer "Symcob" nennen und was an einem ganzen Vormittag bei einer Zusammenkunft von Cobol-74-Usern am 18. 10. 1979 in Essen en detail vorgestellt und beschrieben wurde.

Dokumentation, Codierhilfe, Management-Unterstützung

Symcob, bestehend vor allem aus drei Komplexen, ist zugleich

- eine Dokumentation der Programmlogik und eine Codierhilfe für Cobol-Programme,

- eine Unterstützung in der Anwendung von Modultechnik, in Cobol und

- eine Unterstützung für das Management des Programmierbetriebes.

Der erste Komplex ist wohl am besten als Vorform eines Cobol-Programmgenerators beschrieben. Ich selbst und viele mit mir haben sich schon oft über die für heutige Begriffe exzessiven Formalismen der Sprache geärgert, die den Programmierer zu allzu häufig gleichen Schreibarbeiten zwingen. Ich dupliziere mir deswegen oft viele der syntaktisch geforderten Karten aus -alten Programmen. Das hat Symcob systematisiert. Es stellt Parameter zur Verfügung, die es zulassen, in einigen sogenannten Pilotkarten den formalen und in wesentlichen Teilen auch den logischen Rahmen für ein Cobol-Programm mit und ohne Sort zu erzeugen: Die ganze ID-Division, die ganze Environment Division, wesentliche Teile der Data Division (FD-, SD-, Teile der Working-Eintragungen) und Erstaunliches der Procedure- Nicht nur Open und Close, sondern auch das Lesen und Steuern der Eingabedateien, die Steuerung der Gruppenwechselhierarchie und der darin jeweils enthaltenen Verarbeitungen, Sortierbefehle und Schreibroutinen für Ausgabedateien.

Die Programmierunterstützung von Symcob erschöpft sich also nicht in der Bereitstellung nur der formalen Cobol-Essentials, sondern unterstützt substantiell das logische Gerüst eines Programms. Anwender loben, daß nur produktiv Erforderliches, nicht die ganze Cobol-Syntax generiert wird.

Der zweite Komplex ist die Unterstützung des Anwendens der Modultechnik in Cobol. Die Leistungen der altbekannten Klausel "Copy" sind Papenberg zu eng geworden. Sein Symcob kann aus der Copy-Library Module

- in die Configuration Section,

- in die Input-Output Section

- in die File Section

- in die Working-Storage Section und natürlich

- in die Procedure Division einbinden. Die Erfahrungen beim Programmieren lassen mir vorteilhaft erscheinen, wenn "Symcob" zuläßt,

- Module nur teilweise aufzurufen,

- vor allem bei mehrfacher Verwendung ein und desselben Moduls in einem Programm Feldnamen zu modifizieren,

- die Copy-Library vor unbeabsichtigten Änderungen und Löschungen zu schützen,

- beabsichtigte Änderungen hingegen zu erleichtern, zu überwachen und zu dokumentieren sowie

- im einzelnen nachzuweisen, in welchen Programmen welche Module benutzt sind.

Namentlich der Verwendungsnachweis erscheint als wichtige Hilfe für die zentrale Pflege und Kontrolle der Copy-Library (Modul-Bank). Man kann dadurch verhindern, daß bei der Neukompilation von Programmen, ohne daß es der Programmierer vorher weiß, Modulelemente geändert sind.

Beides, Programmunterstützung und Unterstützung der Modultechnik, ist verklammert, gesteuert, dokumentiert und ergänzt im dritten Komplex, dem Informationssystem. Es hat auch die Aufgabe, den Programmierbetrieb bei Verwendung von "Symcob", darzustellen, um mehr Einzelheiten aus dem Programmierbetrieb zu zeigen.

Das Informationssystem enthält erstens Angaben für die Arbeitsvorbereitung, die Produktion und die Organisatoren in einer automatisierten Kurzdokumentation. Es liefert dabei statistische Auswertungen über Programme, Dateien und Module, soweit sie von "Symcob", verwaltet werden. Sie beginnt mit einem Katalog der Programme, Module und Dateien und geht dann für jedes Programm in Einzelheiten, wie

- Name der benutzten Dateien unter Angabe ihrer Verwendung im Programm,

- Name und Version der benutzten Module,

- Termine des Programmierauftrages, der Fertigstellung und der Übergabe an die Produktion.

Das Informationssystem hält Programmiererzeiten fest und stellt sie pro Projekt und pro Programm dar. Im Hinblick auf den Datenschutzbeauftragten ist daran gedacht worden, nachzuhalten welche Programme und welche Programmierer welche Dateien verwenden.

Das Informationssystem enthält zweitens die Möglichkeit der direkten Auskunft über einen Bildschirm, mit dem unter anderem für jedes Programm Angaben

- über den Aufbau von Dateien,

- ein Änderungsnachweis der Dateien,

- die Namen der benutzten Module und

- das Programm betreffende Termine abgefragt werden können.

Die Software, von einem Anwender bei der Kaufhalle, Köln, geschrieben wird bei Gedelfi (Einkaufsgesellschaft einer großen Handelskette), ebenfalls Köln, dem Rhein-Main-Rechenzentrum Frankfurt, bei Magirus-Deutz AG, Ulm und von Mantey EDV, einem großen kommerziellen Computer-Service-Unternehmen in Köln, benutzt. Mantey EDV hat vor lauter Begeisterung auch gleich den Vertrieb von Symcob übernommen.

Das System kann auf allen Modellen der Serien Honeywell Bull 6000 und 66 gefahren und soll bald für die Modelle der Serie Honeywell Bull 64 angepaßt werden.

Thomas H Adenauer ist Professor an der Fachhochschule Mainz